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Stefan Waldhauser

WBD Aktie: Warner Bros. Discovery - Der Griff ins fallende Messer


Warner Bros. Discovery  WBD Aktie

In den vergangenen zwei Jahren hatte ich auf diesem Blog bereits mehrfach den Investment Case rund um die Warner Bros. Discovery Aktie (WBD) beschrieben. Die WBD Aktie war damals wie heute einer meiner Top-Picks und ich habe mich Ende 2023 sogar dazu hinreißen lassen, ein mittelfristig dreistelliges Kurspotential auszurufen.


Das war bisher kein guter Call. Aktuell hat die WBD Aktie nach Bekanntgabe der Q4 Ergebnisse aus 2023 neue Tiefstände erreicht und ich muss angesichts eines Buchverlustes von 25% leider feststellen, dass ich ein neues Sorgenkind im investierbaren Musterportfolios habe.


WBD Aktienkursentwicklung

Hier ein kleines Update zur WBD Aktie und die Begründung dafür, warum ich in die Kursschwäche nach den Q4 Zahlen hinein diese Position nochmals aufgestockt habe. Wie kam es zu den jüngsten Kursverlusten?


WBD Quartalszahlen zum Q4 2023

Die Schlagzeilen der Q4 Berichterstattung waren für WBD wie schon im Vorquartal mies. Die meisten Headlines bezogen sich auf den Nettoverlust von $400 Mio. im Q4 bei gleichzeitigem 7% Umsatzrückgang.


Kaum ein Beobachter interessierte sich dafür, dass dieser Verlust zustande kam, da im Q4 nochmals $1,7 Mrd. Abschreibungen auf überhöhte immateriellen Vermögensgegenstände vorgenommen wurden. Ich verstehe das immer noch als notwendige Aufräumarbeiten in der im Zuge der Übernahme geerbten Bilanz von Warner Bros. Im Gesamtjahr 2023 wurde damit unterm Strich nochmals ein Nettoverlust von $3,1 Mrd. ausgewiesen nach einem Verlust von $7,4 Mrd. im Übernahmejahr 2022.


Offenbar interessierten sich angesichts der enttäuschenden Zahlen zu Umsatz und Gewinn die meisten Investoren nur wenig für den Cashflow, der sowohl im Q4 als auch für das Gesamtjahr 2023 ein komplett anderes Build zeichnet. Denn alleine im Q4 erzielte WBD einen Free Cashflow von $3,3 Mrd. und für 2023 wurde insgesamt ein Zahlungsmittelzufluss von fast $6,2 Mrd. generiert.


Dieser äußerst positive Cashflow ermöglichte es dem Unternehmen, seine Verschuldung im Jahresverlauf 2023 um $5,4 Mrd. deutlich zurückzuführen. Die noch verbleibenden Schulden i.H.v. $44,2 Mrd. betragen das 3,9-fache des EBITDA und sind allesamt mit festem Zinssatz (Durchschnitt 4,6% Zinsen) ausgestattet. In den kommenden 3 Jahren werden relative wenige Schulden fällig. Es gibt bei WBD weniger als zwei Jahre nach der Übernahme von Goliath (Warner Bros.) durch David (Discovery) m.E. keine bedrohliche Verschuldungssituation mehr.


Damit hat das Management Team um CEO David Zaslav und CEO Gunnar Wiedenfels ihre wichtigsten Ziele für 2023 erreicht. Der Kapitalmarkt honorierte das allerdings nicht, die WBD Aktie wurde nach den Zahlen nochmals abverkauft.


Der entscheidende Grund dafür war wohl, dass sich die Verantwortlichen den Analysten gegenüber weigerten, ein konkretes Ziel für den Cashflow in 2024 zu nennen. Stattdessen wiederholten sie lediglich ihre Absicht, die Verschuldung bis Ende 2025 auf unter das 3-fache des EBITDA zurückzuführen. Und bezogen auf das laufende Q1 berichteten sie von der aktuellen Erholung des Werbemarktes und damit verbunden stellten sie eine deutliche Verbesserung des Q1 Cashflows im Vergleich zum Vorjahresquartal in Aussicht. Das war alles wenig konkret.


Mit Bezug auf das globale Streaming-Business wiederholte man das Ziel, bis Ende 2025 mehr als $1 Mrd. EBITDA mit dem Direct-to-Consumer Segment erzielen zu wollen. Immer wieder bezweifeln Analysten, ob WBD mit dem eigenen Streamingdienst MAX (derzeit 98 Mio. Abonnenten) langfristig erfolgreich sein kann angesichts der scheinbar übermächtigen Konkurrenz von Netflix und Disney+ (260 Mio. bzw. 150 Mio. Abos)


Ich denke zum jetzigen Zeitpunkt macht ein Vergleich von Abonnentenzahlen noch gar keinen Sinn, da MAX in der Hälfte der prinzipiell erreichbaren Haushalte noch gar nicht verfügbar ist und erst in den kommenden beiden Jahren in vielen wichtigen Märkten startet. Wichtiger erscheint mir, dass MAX in den USA schon 2023 (und damit wesentlich eher als ursprünglich geplant) die Profitabilität erreicht hat.


Warum ich in der WBD Aktie investiert bleibe

Aus unternehmerischer Sicht war die Verweigerung einer konkreten Guidance aus meiner Sicht ein durchaus cleverer Schachzug des WBD Managements. Auch wenn man etliche Investoren damit verärgerte und den Aktienkurs weiter unter Druck setzte.


Denn damit erhält sich das WBD Management die Flexibilität, auf die Opportunitäten einer in Unruhe befindlichen Medienlandschaft in 2024 ohne Rücksicht auf kurzfristige Ziele reagieren zu können.


Im Gegensatz zu strauchelnden Mitbewerbern wie Paramount besitzt WBD aufgrund der starken Cashflow-Entwicklung mittlerweile wieder enorme finanzielle Stärke. WBD kann damit nicht nur seine eigene Verschuldung weiter zurückführen, sondern bei passender Gelegenheit auch Milliarden investieren. Sei es in die Weiterentwicklung der eigenen Franchises oder auch in den Zukauf von Assets.


Ich gebe es gerne zu: Ich bin ein Fan dieses durchaus polarisierenden Management-Teams. Seit dem Merger haben Zaslav und Wiedenfels trotz eines widrigen Marktumfeldes ihren Aktionären ziemlich genau das geliefert, was sie seinerzeit versprochen haben: Sie haben die Warner Bilanz nach dem jahrelangen Missmanagement im AT&T-Konzern deutlich bereinigt, mussten unpopuläre Maßnahmen treffen und viele Leute entlassen, um das Unternehmen mit einem starken Cashflow fit für die Zukunft zu machen.


Aus meiner Sicht ist WBD damit nun gut aufgestellt, um als einer der Gewinner aus der anstehenden Markt-Konsolidierung hervorzugehen. Der Finanzmarkt sieht das jedoch offensichtlich anders.


Obwohl die WBD Bilanz mittlerweile weitgehend aufgeräumt sein sollte (sprich: überhöhte Content-Assets und Firmenwerte wurden abgeschrieben), wird die Aktie bei einem Kurs von $8,50 gerade mal für die Hälfte des eigenen Buchwertes gehandelt. Das Verhältnis von Enterprise Value und Free Cashflow (EV/FCF hier einfach erklärt) beträgt ca. 10, bei anderen Medienwerten wie Netflix oder Disney liegt es zwischen 30 und 40.


Auch das EV/Sales Verhältnis liegt mit 1,5 auf historischem Tiefstand und deutet auf eine Unterbewertung hin. Aus meiner Sicht ist eine Marktkapitalisierung von nur noch $21 Mrd. (Enterprise Value beträgt $65 Mrd.) deutlich zu wenig für einen der weltweit führenden Medienkonzerne.


Ich habe die WBD Aktie mittlerweile im Portfolio übergewichtet. Und bin von diesem Investment Case weiterhin entsprechend überzeugt. Ob ich richtig liege? Das wissen wir alle schätzungsweise erst in zwei oder drei Jahren.


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Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Warner Bros. Discovery. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.








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