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Stefan Waldhauser

Vorhersagen für das Börsenjahr 2022



Wenn Du diesen Blog regelmäßig liest, dann weißt Du, dass ich den Marketing Professor Scott Galloway von der New York University sehr schätze. Auch wenn ich nicht immer mit ihm einer Meinung bin. Im letzten Jahr gehörte mein Kommentar zu seinen Vorhersagen für 2021 zu den besonders viel gelesenen Beiträgen. Hier kannst Du, falls es Dich interessiert, jetzt nachlesen, was aus den Prophezeiungen aus 2021 geworden ist.


Ich möchte auch in diesem Jahr meine eigenen Gedanken zu einigen der Vorhersagen für 2022 von Scott Galloway mit Euch teilen, die ihr hier im Original nachlesen könnt.


Das Erstaunliche dabei: Wie im Vorjahr werden Euch einige der Prognosen bekannt vorkommen, falls ihr meine eigenen Beiträge hier im Blog oder auf Twitter (@stwboerse) bzw. Instagram (@hightechinvesting) regelmäßig verfolgt.


1. Das Metaverse von Mark Zuckerberg wird ein Reinfall


Scott Galloway steht seit langem Mark Zuckerberg äußerst kritisch gegenüber (um es vorsichtig auszudrücken). Scott ist der Meinung, die von Zuck für 2022 avisierten $11 Mrd. Investments in das Metaverse sind eine riesengroße Fehlinvestition. Seiner Meinung nach wird Apple mit seinen Devices sich auch zum führenden Portal für das Metaverse entwickeln.


Generell bin ich ähnlich skeptisch wie Scott und glaube nicht an einen Durchbruch der VR Hardware von Meta Platforms in der nahen Zukunft - auch wenn inzwischen wohl schon beeindruckende 10 Mio. Oculus Quest 2 Headsets verkauft wurden. Als Aktionär von Facebook (oops: Meta Platforms) werde ich den Verlauf der nächsten Quartale noch genauer beobachten und meine Position der Facebook (sorry Meta) Aktie auf den Prüfstand stellen.



Derzeit halte ich die Meta Aktie (noch) für die aussichtsreichste Big Tech-Aktie überhaupt. Ich bin sehr gespannt inwieweit die hohen Investitionen in das Metaverse 2022 auf die Profitabilität des Konzerns drücken. Und ich muss mir angesichts all der Visionen in Richtung Metaverse klar darüber werden, ob Facebook (sorry: Meta) nach wie vor meinen Ansprüchen an ein ethisch einwandfreies Investment genügt.


Davon abgesehen denke ich, ein einziges Jahr wird viel zu kurz sein, um zu beurteilen, ob die Transition des Facebook Konzerns in eine Metaverse-Company ein Erfolg ist oder nicht. Mark Zuckerberg ist sich sehr wohl bewusst, dass sein Vorhaben, die führende Company für das Metaverse zu werden, eher 10 als 5 Jahre an zeit benötigen wird.


Auch wenn ein Metaverse Fail von Mark Zuckerberg anscheinend das Lieblingsthema von Prof. Galloway ist: darüber sollten wir sicherlich nicht schon Ende 2022 urteilen.


2. Der Crash der Meme Aktien


Ich hatte Euch im Juni 2021 in einem eigenen Beitrag vor dem Zocken mit Meme Aktien gewarnt. Seitdem sind GameStop, AMC und Co. eingebrochen - so wie viele andere auch qualitativ hochwertige Aktien auch. Scott Galloway sagt einen weiteren Crash der Meme-Stocks für 2022 voraus und ich stimme ihm 100% zu.


Solche Unternehmen, deren Aktien offensichtlich viel teurer bepreist sind als ihre Fundamentaldaten erlauben, sind tickende Zeitbomben in den Depots von Millionen von Kleinanlegern. Sie haben in Eurem Portfolio nichts zu suchen. Falls Ihr im vergangenen Jahr mit gezockt habt und nun auf Buchverlusten sitzt, dann solltet ihr diese realisieren und als Lehrgeld verbuchen.


3. Einbruch der Aktien von Tesla, Rivian und Lucid


Scott Galloway prognostiziert für 2022 eine 50% Korrektur bei den börsennotierten Elektroautobauern Tesla, Rivian Automotive und Lucid. Ich stimme ihm auch hier zu und bin mehr denn je davon überzeugt, dass ein Einbruch der E-Auto-Aktien kommen muss - die Frage ist nur wann.


Viele von Euch schütteln jetzt wieder entsetzt den Kopf, weil ich seit Jahren bei Tesla falsch liege und durch meine Ignoranz tolle Gewinne verpasst habe. Und ja: ich kenne die Argumente der Tesla-Fans.


Dennoch: Tesla ist trotz aller Zukunftsphantasien zuallererst ein Autobauer. 2022 wird viel klarer werden, dass es in Zukunft viele Hersteller (auch aus Deutschland) geben wird, die vernünftige E-Autos bauen können. Warum sollte Tesla dauerhaft mehr als 10-mal so hoch bewertet werden wie alle anderen?


Eine Bewertung der Tesla Aktie zum mehr als 10-fachen des Umsatzes ist trotz der fundamental beeindruckenden Entwicklung völlig überzogen. Auch bei einer 50% Korrektur wäre Tesla immer noch teuer.


Immer wieder mal werde ich gefragt, ob man Tesla dann nicht shorten und auf fallende Tesla Kurse spekulieren sollte. Ich kann davor nur warnen: eine Short-Spekulation macht generell nur dann Sinn, wenn man sich sicher ist, wann genau der Kurseinbruch einer Aktie erfolgen wird. Und wer weiß das schon?


Elon Musk ist immer wieder für eine Überraschung gut. Ich möchte generell die Zeit beim Investieren auf meiner Seite haben, eine Short-Spekulation ist immer eine Spekulation auch gegen die Zeit.


Ich bin zum Thema E-Mobilität schon seit einigen Jahren in der Porsche Holding Aktie investiert, die 2021 tatsächlich erstmals besser performt hat als Tesla. Das könnte der Anfang einer Rückbesinnung auf die fundamentalen Daten auch in der Autoindustrie gewesen sein.


Ich gehe jedenfalls davon aus, dass man mit der Porsche Aktie in den kommenden Jahren besser abschneiden wird als mit Tesla im Depot. Und sollte es tatsächlich zum Börsengang der Porsche AG durch einen entsprechenden Spin-Off von Volkswagen kommen, so könnte 2022 sogar DAS Jahr für Porsche bzw. VW Aktionäre werden.


4. Übernahmen von Twitter, Pinterest und/oder Peloton


Scott Galloway erwartet für 2022 ein Ende der Unabhängigkeit der ein oder anderen Social Media Plattform aus der zweiten Reihe. Er sieht die großen FinTech-Konzerne wie Block (Square) oder PayPal als strategische Käufer, die versuchen werden, sich zur Super-App weiterzuentwickeln. Dabei werden sie nach Möglichkeit auf die Reichweite eines eigenen Social Networks wie Twitter oder Pinterest setzen.


Der erste Versuch einer Übernahme von Pinterest durch PayPal ist ja im letzten Oktober krachend gescheitert. Es könnte aber durchaus sein, dass es angesichts des mittlerweile stark gesunkenen Preises der Pinterest Aktie einen neuen Anlauf seitens PayPal geben wird.


Ich sehe für Pinterest weitere potentielle Käufer aus dem Kreis der E-Commerce-Riesen. Insbesondere Shopify könnte versuchen, durch eine große Akquisition einem Verfall seiner Premium-Bewertung entgegenzuwirken. Die ist eigentlich unvermeidlich bei nachlassenden Wachstumsraten.


Scott Galloway nennt auch Salesforce als möglichen Aufkäufer von Twitter. Tatsächlich hat Marc Benioff nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Twitter schon 2016 gerne übernommen hätte und heute sind die beiden Unternehmen miteinander in der Person von Bret Taylor verbunden. Der ist nicht nur Co-CEO von Salesforce, sondern auch Chairman des Twitter Boards. Dennoch glaube ich nicht, dass Salesforce nach der Slack Übernahme nun schon 2022 die nächste Mega-Akquisition angehen kann, ohne sich finanziell zu übernehmen.


Schon eher glaube ich an die Idee, dass Jack Dorsey versuchen könnte, Block zur Super-App zu machen, indem er seine beiden Babies unter dem Dach von Block vereint. Spannende Verhandlungen mit den Twitter Großaktionären wären garantiert. Denn die haben ihn ja gerade erst als Twitter CEO abserviert.


Wir werden sehen was passiert. Auch ich sehe Pinterest und Twitter als Übernahmekandidaten. Ein solches Szenario sollte die durchaus fair bewerteten Aktien vor einem weiteren Kursverfall bewahren können.


Generell gehe ich wie Scott Galloway davon aus, dass wir 2022 noch mehr große Akquisitionen sehen werden als im Vorjahr. Viele hoch bewertete Tech-Unternehmen werden versuchen, ihre nachlassenden Wachstumsraten durch Akquisitionen zu kaschieren, um die Bewertungen hoch zu halten.


Und angeschlagene Unternehmen wie Peloton werden einer Übernahme zum fairen Preis nicht mehr ablehnend gegenüberstehen können. Konkret erwartet Prof. Galloway, dass Peloton 2022 seine Unabhängigkeit verlieren wird und durch Apple (oder Nike) übernommen wird. Ich würde nicht dagegen wetten.


5. Der Boom der NFT Marktplätze


Scott Galloway erwartet im neuen Jahr eine Fortsetzung des Booms für NFTs (Non-Fungible Tokens). Anscheinend liegt er da sehr richtig: Der aktuell größte Marktplatz für den blockchain-basierten Handel mit den digitalen Assets, die z.B. das Eigentum an digitalen Kunstwerken verkörpern, ist OpenSea.


Das erst 2017 gegründete StartUp wurde von seinen Investoren bei einer neuen außerbörslichen Finanzierungsrunde gerade in diesen Tagen mit einem atemberaubenden Preisschild von $13,3 Mrd. versehen. Vor einem halben Jahr wurde OpenSea gerade mal mit $1,5 Mrd. bewertet.


Diese Bewertung spiegelt die Entwicklung der Preise wieder, die für populäre NFTs wie die Cryptopunks im Laufe von 2021 gezahlt wurden. Während die Preisentwicklung am NFT-Markt ganz nach einer Blase aussieht, dürfen wir getrost davon ausgehen, dass die zugrundeliegende Technologie und die entsprechenden NFT-Marktplätze uns auch nach deren Platzen erhalten bleiben werden.


Ich gehe davon aus, dass es Coinbase gelingt, mit seinem eigenen in Kürze an den Start gehenden Coinbase NFT-Marktplatz eine führende Rolle im Wettbewerb mit OpenSea einzunehmen. Der NFT-Boom ist also ein weiterer guter Grund für die Aufnahme der Coinbase-Aktie in das High-Tech Stock Picking wikifolio.


Fazit


In diesem Jahr hat mich Prof Galloway mit den meisten seiner Prognosen nicht wirklich überrascht. Viele seiner Gedankengänge waren zumindest für mich nicht wirklich neu.


Das Bashing der Metaverse Visionen von Mark Zuckerberg fand ich im Zusammenhang mit einer konkreten Vorhersage für 2022 regelrecht unpassend.


Seinen stärksten Moment hatte Scott als er in seiner unnachahmlichen Art erneut eindringlich auf die Gefahren durch Social Media für die Gesundheit von Teenagern hinwies:

I would rather give my 14 year old son Jack Daniels and marihuana than instagram or snap accounts.

Dem ist nichts hinzuzufügen, ich liebe die Klarheit in seinen Aussagen.


Wenn Du gemeinsam mit mir weiter verfolgen willst, welche dieser Vorhersagen für 2022 wirklich eintreffen, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen High-Growth-Investing Newsletter bestellen.


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