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Stefan Waldhauser

Upstart Aktie: Ein Ende mit Schrecken…



Nach einigen Tagen Bedenkzeit im Anschluss an die neue Guidance für das laufende Quartal habe ich mich heute dazu entschieden, die Reißleine zu ziehen. Ich trenne mich von der Upstart Aktie.


Damit realisiere ich einen für mein wikifolio rekordverdächtigen Verlust von über 60% in dieser Position. Insgesamt wird diese Upstart Fehlinvestition mein Portfolio 2022 ca. 6 Prozentpunkte an Performance kosten. Das ist bitter.


Entscheidend für meinen Upstart Exit zum jetzigen Zeitpunkt waren folgende Gründe:

Neue strategische Finanzierungspartner gesucht


Das Upstart Management hat in den vergangenen Monaten erfahren müssen, dass die Finanzierungsquellen der Upstart Plattform in einer Phase steigender Zinsen und drohender Rezession austrocknen.


Ich bin gerade nach der Vorlage der Zahlen zur Upstart Kredit Performance nach wie vor davon überzeugt, dass die Upstart Algorithmen dem traditionellen FICO Scoring überlegen sind. Es gibt mehr als genug Nachfrage seitens der Upstart Kunden auf der Plattform.


Aber was hilft das, wenn die Finanzierungspartner dennoch nicht ansatzweise genug Geld auf der Plattform bereitstellen?


Um dem zu begegnen, will man jetzt bei Upstart andere Finanzierungspartner suchen, die ihr Geld langfristig bereitstellen und verbindlich zusagen. Das ist ein durchaus nicht unübliches Modell für FinTechs, auch Affirm arbeitet dergestalt mit Investoren zusammen.


Ich habe keine Ahnung welche Geldgeber Upstart dabei im Sinn hat. Ich weiß nur, dass so ein langfristiges Commitment seinen Preis haben wird. Upstart muss derzeit aus einer Position der Schwäche heraus verhandeln. Das Resultat solcher neuer strategischer Partnerschaften könnte ein völlig verändertes Upstart sein. Es ist zu erwarten, dass ein Teil der bisher sehr guten Upstart Margen von diesen strategischen Partnern abgegriffen wird.


Es ist für mich nicht absehbar, wie skalierbar das neue Upstart Geschäftsmodell mit diesen Finanzierungsquellen ist. Evtl. schließt man sich doch mit einem Bankpartner zusammen. Dann würde der Finanzmarkt Upstart wohl wie eine Bank bewerten. Was das bedeutet, erlebe ich aktuell als Lending Club Aktionär: die Aktie ist derzeit für ein einstelliges KGV zu haben.


Evtl. läuft es auch auf die Übernahme von Upstart durch einen finanzstarken Private Equity Investor hinaus. Das könnte eine attraktive Lösung auch für Upstart Aktionäre sein. Aber ich würde dennoch nicht darauf spekulieren, dass dann ein allzu großes Aufgeld fällig wird.

Wettbewerbsposition unklar


Es ist unklar, ob die Upstart Technologie wirklich so einzigartig ist und wie lange ein evtl. vorhandener Technologievorsprung aufrechterhalten werden kann. Denn es gibt durchaus Wettbewerber:


Upgrade Inc. ist ein mit hunderten Millionen Dollar ausgestatteter Upstart Klon des Lending Club Gründers Renaud Laplanche.


Zest AI hat neben AI Experten auch Banker mit im Führungsteam und ist ebenfalls mit hunderten von Millionen Dollar gut ausgestattet, um das Kreditscoring Problem mit Hilfe von Machine Learning zu lösen.


Es ist unmöglich zu sagen wie groß ein evtl. Technologievorsprung von Upstart ist. Für mich sieht ein Investment in Upstart zum jetzigen Zeitpunkt immer mehr nach Risikokapital aus. Es gibt nach dem Kurssturz durchaus eine reale Chance auf einen Tenbagger. Demgegenüber steht aber auch eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass Upstart scheitert und in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.


Unsicherheit bzgl. des Geschäftsmodells


Nach den neuesten Äußerungen will Upstart nun also (zumindest vorübergehend) doch Kredite in die eigene Bilanz aufnehmen. Nur wenige Wochen zuvor hatte das Management eben das noch ausgeschlossen, nachdem die Investoren nach dem Q1 sehr negativ darauf reagiert hatten.


Dieses Hin und Her macht keinen guten Eindruck. Es ist dem Management offenbar selbst nicht klar, auf welches Geschäftsmodell es in Zukunft bei Upstart hinauslaufen wird.


Konsequente Umsetzung meiner Strategie


Ein Grundsatz meiner HGI Strategie in Bezug auf den Umgang mit Buchverlusten ist der konsequente Nachkauf, um bestehende Einkaufspreise zu verbilligen. Ich habe mir jetzt seit dem Mega-Crash der Upstart Aktie im Mai drei Monate lang Zeit gegeben, um das nötige Vertrauen für einen beherzten Nachkauf aufzubauen.


Es ist mir nicht gelungen. Ich vertraue dem Management nicht mehr voll und ganz. Mit meinem heutigen Wissen würde ich die Upstart Aktie auch zum jetzigen durchaus attraktiven Preis nicht mehr kaufen.


D.h. konsequenterweise muss ich angesichts dieser Erkenntnis nun verkaufen. Die einzige Alternative zu einem Nachkauf ist nunmal die Realisierung der Buchverluste. Ein dauerhaftes Aussitzen von Buchverlusten war noch nie eine Lösung Auch wenn es weh tut.


Persönliche Gründe für den Exit


Ich habe in den vergangenen Monaten viel Zeit mit der Analyse von Upstart verbracht. Das ist Zeit, die natürlich im Zweifelsfall für das Studium anderer Investmentideen fehlt. Und das in einer Zeit in der Wachstumsaktien zumindest teilweise endlich wieder zu attraktiven Einkaufskursen gehandelt werden.


Diese Opportunitätskosten will ich nicht weiter hinnehmen. Auch daher jetzt dieser Schlussstrich. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.


Wenn Du trotz dieses Fehlschlags weiterhin von mir hören möchtest, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen High-Growth-Investing-Newsletter abonnieren.


Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Aktien von Upstart. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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