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  • Stefan Waldhauser

Avanciert Uber zum Herrscher über die Robotaxis?


Uber Robotaxi

Seit meiner letzten Uber Aktienanalyse vor gut einem halben Jahr hat sich am Kurs der Uber-Aktie von gut 70$ nicht viel geändert.


Uber Aktienkursentwicklung

Aber die Mobilitätsplattform hat sich im bisherigen Jahresverlauf 2024 enorm weiterentwickelt - gerade was zukunftsweisende strategische Partnerschaften angeht.


Warum ich deshalb nicht nur für Uber, sondern auch für die IAC Aktie aus meinem Portfolio sehr optimistisch bin, ist Thema dieses Beitrags:


Hervorragende Geschäftszahlen für das 1. Halbjahr 2024

Uber blickt auf ein hervorragendes erstes Halbjahr 2024 zurück: Die Zahl der aktiven Nutzer wächst weiter zweistellig auf zuletzt 156 Mio. Diese nutzen Uber immer häufiger, die Zahl der Fahrten steigt seit vielen Quartalen sogar um über 20% p.a., ebenso das Geschäftsvolumen (Gross Bookings).


Das Umsatzwachstum lag im 1. Halbjahr bei gut 15%. Und das, obwohl die Ausgaben für Sales+Marketing deutlich um 18% abgesenkt wurden!

Uber Gewinnentwicklung

Kein Wunder, dass sich der Betriebsgewinn von einer niedrigen Ausgangsbasis aus vervielfacht hat.


Die Uber-Plattform entwickelt sich zu einer wahren Cash-Maschine. Der Free Cash Flow stieg im 1. Halbjahr 2024 auf über $3 Mrd. Das ist deutlich mehr, als die Analysten und ich selbst bisher erwartet hatten.

Uber Cashflow


Der Free Cash Flow pro Aktie stieg damit in den letzten 12 Monaten um 165% auf $2,27. Der Nettogewinn liegt vor allem aufgrund von hohen aktienbasierten Vergütungen deutlich niedriger.

Uber Gewinnentwicklung

Der CEO hat sehr deutlich gemacht, dass er die Verwässerung der Uber-Aktie, die in den letzten Jahren bei über 3% p.a. lag, nun stoppen will. Zukünftig soll ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm dafür sorgen, dass die Anzahl der Aktien zumindest stabil bleibt oder mittelfristig sogar sinkt.


Im Q2 2024 hat Uber erstmals Aktien im Wert von $325 Millionen zurückgekauft. Solche Rückkaufprogramme kann man sich leisten. Das Unternehmen verfügte zur Jahresmitte über liquide Mittel in Höhe von $6,3 Mrd.


Uber als führender Robotaxi - Anbieter

Uber war im 1. Halbjahr zwischenzeitlich unter Druck geraten, da einige Investoren befürchteten, dass das Unternehmen mittel- bis langfristig von Robotaxi Unternehmen (z.B. Tesla?) disruptiert werden könnte.

Inzwischen wird immer deutlicher, dass das Gegenteil der Fall sein wird. Uber hat zwar seit 2021 keine eigene Technologie für autonomes Fahren mehr und die Konkurrenzfähigkeit der Uber-Beteiligung Aurora ist aus meiner Sicht zumindest fraglich.


Aber Uber ist eifrig dabei, interessante Partnerschaften mit einer ganzen Reihe von führenden AV-Anbietern (Autonomous Vehicles) einzugehen.


Uber und Waymo

Letzte Woche machte die Ausweitung einer Kooperation mit der Alphabet-Tochter Waymo Schlagzeilen:

Waymo in der Uber App

Waymo in der Uber App


Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt in Phoenix, Arizona, wird Uber ab 2025 auch in Austin, Texas und Atlanta, Georgia fahrerlose Waymo Robotaxis anbieten. Das Überraschende an dieser Partnerschaft: Im Gegensatz zum Projekt in Phoenix werden die Waymo-Flotten in Austin und Atlanta ausschließlich von Uber-Nutzern über die Uber-App buchbar sein.

D.h. Waymo verzichtet zumindest in diesen Städten darauf, das eigene Angebot (Waymo One) weiter auszubauen, sondern sieht sich in dieser Partnerschaft als Technologielieferant für Uber. Uber übernimmt das Flottenmanagement, d.h. das Dispatching der Fahrzeuge und ist auch für die Reinigung und Reparatur der Fahrzeuge verantwortlich. Die Technologie rund um Hardware, Sensoren und Software wird weiterhin von Waymo betreut. Mittelfristig will Uber Hunderte von Waymo-Fahrzeugen in den beiden Städten betreiben.


Uber und Cruise (GM)

Erst vor wenigen Wochen wurde eine ähnliche Partnerschaft zwischen Uber und der GM-Tochter Cruise bekannt gegeben. Deren AV Ambitionen hatten Ende 2023 einen herben Rückschlag erlitten, als die autonomen Fahrzeuge von Cruise nach einem tödlichen Unfall von den Straßen San Franciscos verbannt wurden. Nach einer vorsichtigen Rückkehr auf die Straße im Jahr 2024 (mit Sicherheitspersonal an Bord) ist nun für 2025 ein kommerzieller Neustart mit Uber geplant.


Uber und Wayve

Spannend ist auch eine strategische Partnerschaft von Uber mit dem britischen Start-up Wayve. Im Gegensatz zu Waymo, Cruise, Mobileye und Co. entwickeln die Briten eine KI-Technologie, die nicht auf Karten basiert, sondern in Zukunft autonomes Fahren in jeder Umgebung ermöglichen soll. Wayne versteht sich als Technologieanbieter bzw. Zulieferer für Automobilhersteller, namhafte Investoren wie Softbank und Nvidia haben gemeinsam mit Uber investiert. Im Rahmen der Partnerschaft von Uber mit Wayve wurde nun vereinbart, dass zukünftige Fahrzeuge, die mit der Wayve-KI ausgestattet sind, über die Uber-App gebucht werden können.


Uber und BYD

Was die angekündigte Partnerschaft von Uber mit BYD bedeutet, ist mir noch nicht ganz klar. Geht es tatsächlich in erster Linie darum, den Uber-Fahrern 100.000 chinesische E-Autos (außerhalb der USA) zu Sonderkonditionen anzubieten? Warum sollte Uber daran interessiert sein, den Chinesen zu helfen, ihre Elektroautos in den europäischen Markt zu drücken?


Die obige Pressemitteilung enthielt neben der aktuellen Vertriebskooperation auch den Hinweis, dass zukünftige autonome Fahrzeuge von BYD über die Uber-Plattform gebucht werden können.

„The two companies will also collaborate on future BYD autonomous-capable vehicles to be deployed on the Uber platform.“

Nähere Details wurden noch nicht bekannt gegeben. Ich gehe aber davon aus, dass hier die Basis für eine Allianz geschmiedet wurde, um der angekündigten Robotaxi-Flotte von Tesla Paroli zu bieten. Sofern diese nach den großen Versprechungen, die von Elon Musk in den nächsten Wochen zu erwarten sind, überhaupt zur Marktreife gelangt.


One more thing

Neben diesen großen Partnerschaften mit den führenden AV-Playern ist eine weitere Kooperation von Uber fast untergegangen, die aber für mein Portfolio von besonderer Bedeutung ist.

Anfang September wurde eine Partnerschaft von Uber mit Turo vereinbart. Diese bedeutet, dass Uber bis Anfang 2025 das Angebot der weltweit größte Peer-to-Peer-Carsharing-Plattform in sein Angebot integrieren wird.


Turo wird auch als „Airbnb für Autos“ bezeichnet. Mittlerweile sind dort 365.000 Autos gelistet, die von 3,5 Millionen aktiven Nutzern in den USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Frankreich genutzt werden.

Für Uber ist diese Partnerschaft nur eine Ergänzung zum eigenen Mietwagendienst Uber Carshare. Für Turo ist es jedoch ein großer Schritt, der dem Unternehmen enorm helfen dürfte, bekannter zu werden und das Umsatzwachstum zu beschleunigen.



Die IAC ist der mit Abstand größte Anteilseigner von Turo und hält derzeit 32% des Unternehmens. Zuletzt hat IAC eine vor Jahren ausgehandelte Option ausgeübt und seinen Anteil zu einer Bewertung von 2 Milliarden Dollar aufgestockt. Turo bereitet seit einiger Zeit den eigenen Börsengang vor, der Turo Emissionsprospekt wurde gerade um die Halbjahreszahlen 2024 ergänzt.


Die Bewertung von Turo dürfte in einem einigermaßen freundlichen Börsenumfeld angesichts eines Umsatzes von knapp $1 Mrd., zweistelligem Wachstum und bereits erreichter Profitabilität eher über $3 Mrd. liegen.


Der IAC-Anteil wäre damit wohl mindestens $1 Mrd. wert. Dies ist nicht unerheblich angesichts einer Marktkapitalisierung von IAC insgesamt von $4,5 Mrd. Die deutliche Unterbewertung von IAC könnte endlich wieder in den Fokus der Investoren rücken, wenn der Wert der Turo-Beteiligung im Rahmen eines IPO offengelegt würde.


Sollte das IPO-Fenster für Turo jedoch weiterhin verschlossen bleiben, so wäre ein Verkauf des Unternehmens durchaus denkbar.


Und wer käme als strategischer Käufer in Frage?


Uber versucht seit einiger Zeit mit einem eigenen Angebot im Markt für Peer-to-Peer Carsharing Fuß zu fassen. 2022 kaufte man das australische Startup Car Next Door. 2023 startete man dann nach einem Rebranding mit dem neuen Angebot „Uber Carshare“ in den ersten Städten in den USA und Kanada. Uber ist also durchaus am Markt für Peer-to-Peer Carsharing interessiert. Eine Übernahme des Marktführers Turo durch Uber würde daher durchaus Sinn machen.


Ein solcher Turo Exit wäre für die IAC-Aktionäre eine ebenso gute Nachricht wie ein erfolgreicher Börsengang von Turo. Zwischen IAC und Uber bestehen bereits enge Beziehungen. Der großartige CEO von Uber, Dara Khosrowshahi, war bis zu seinem Wechsel im Jahr 2017 CEO von Expedia, das er zu einem der größten Online-Reiseunternehmen der Welt machte. Dara Khosrowshahi wurde von IAC zum CEO von Expedia befördert, nachdem er zuvor Chief Financial Officer von IAC war, das Expedia 2002 gekauft und 2005 abgespalten hatte.


Es ist also nicht verwunderlich, dass es nun zumindest zu einer strategischen Partnerschaft zwischen Uber und der IAC-Beteiligung Turo kommt. Schauen wir mal, was sich daraus noch entwickelt.


Die Bewertung der Uber Aktie

Auf den ersten Blick ist die Uber-Aktie bei aktuellen Kursen von über 70$ kein Schnäppchen:


Denn das EV/FCF-Verhältnis (hier einfach erklärt) liegt bei 33. Auch das EV/Sales-Verhältnis von 4 deutet nicht direkt auf eine Unterbewertung hin, in den vergangenen beiden Jahren war die Uber-Aktie meist für weniger als das Dreifache des Umsatzes zu haben.

Uber Aktie Kennzahlen

Das KGV von über 70 ist für eine Bewertung der Uber Aktie nahezu unbrauchbar, da es regelmäßig durch Zu- und Abschreibungen auf die Uber Minderheitsbeteiligungen an anderen Mobilitätsanbietern wie Didi in China oder Grab in Südostasien verzerrt wird.


Berücksichtigt man jedoch die enormen Verbesserungen bei Profitabilität und Cashflow, die aufgrund der Netzwerkeffekte auch in den kommenden Jahren zu erwarten sind, so erscheint mir die Uber-Aktie auch zum aktuellen Kurs zumindest mittel- bis langfristig attraktiv.

Uber Analystenschätzungen

Fazit

Die zahlreichen neuen AV Partnerschaften der vergangenen Monate beweisen, dass Uber der ideale Go-To-Market Partner für die Anbieter von autonomen Fahrzeugen ist. Denn Uber bringt in diese Kooperationen sein riesiges Netzwerk von über 150 Millionen aktiven Kunden und damit eine enorme Nachfrage nach diesen Fahrzeugen ein. Es liegt auf der Hand, dass es für Robotaxi-Anbieter unglaublich attraktiv ist, ihre Fahrzeuge über die Uber-App buchbar zu machen und damit besser auszulasten.

“Uber can provide enormous demand without AV players needing to invest capital toward acquiring customers or building the marketplace tech that delivers reliability at the standard that consumers have come to expect”

Dara Khosrowshahi 


Immer mehr Fahrzeuge auf der Uber Plattform und immer mehr Nutzer bedeuten immer größere Netzwerkeffekte. Dabei ist es für Uber zweitrangig, wie schnell (oder eher wie langsam) die Disruption der Personenbeförderung und der Lieferdienste durch autonome Fahrzeuge erfolgt. Uber gewinnt immer.


Meines Erachtens ist Uber als globaler Player im Bereich der Personenbeförderung schon heute uneinholbar und wird die führende Plattform auch im Robotaxi-Zeitalter sein. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass hier ein mächtiger Mobilitätsgigant der Zukunft entsteht.


Daher habe ich die Position der Uber Aktie auch im High-Tech Stock Picking wikifolio sowie im High-Growth-Investing Musterdepot der Plutos Vermögensverwaltung behutsam ausgebaut.


Wenn Du die Entwicklung von Uber und/oder IAC zukünftig gemeinsam mit mir beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen Newsletter bestellen.


Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Uber und IAC. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

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