Was haben Nvidia und fliegende Taxis mit der Uber Aktie zu tun?
Uber ist eine der wenigen US Aktien aus dem S&P 500 Index, die 2024 mit einer Performance von -2% kein gutes Börsenjahr hatten. In meinem eigenen Portfolio war der Mobilitätsriese ein klarer Underperformer.
Die Gründe dafür sind schnell ausgemacht: Die relative Schwäche der Uber Aktie war nicht fundamental durch die Geschäftszahlen begründet, sondern das Ergebnis von Befürchtungen, dass Uber in Zukunft von Tesla (und Waymo) disruptiert werden könnte. Es war interessant zu beobachten, dass die Uber-Aktie immer dann kurzfristig schwächelte, wenn Elon Musk wieder einmal sein zukünftiges Robotaxi pushte.
Warum ich diese Bedenken nicht teile und in meinem Uber Investment Case sogar davon ausgehe, dass Uber einer der großen Gewinner der weiteren Entwicklung des autonomen Fahrens sein wird, habe ich in einem früheren Beitrag erläutert. Mehr dazu hier: Avanciert Uber zum Herrscher über die Robotaxis?
Gegen Ende des Jahres 2024 habe ich meine Position in der Uber Aktie durch einen Nachkauf weiter ausgebaut. Zu Beginn des neuen Jahres gab es dann eine ganze Reihe bemerkenswerter Nachrichten von Uber, die den Kurs in den ersten beiden Handelswochen um 10% steigen ließen.
Zeit für ein Update:
Mysteriöse Partnerschaft mit Nvidia
Ihr habt vielleicht schon gelesen, dass Uber jetzt mit Nvidia zusammenarbeitet, um die weltweite Einführung des autonomen Fahrens zu beschleunigen.
“By working with NVIDIA, we are confident that we can help supercharge the timeline for safe and scalable autonomous driving solutions for the industry.”
Dara Khosrowshahi, CEO von Uber.
Die entsprechende Pressemitteilung von Uber und NVIDIA im Rahmen der CES 2025 lässt allerdings mehr Fragen offen, als sie beantwortet. Denn wie genau der Deal aussehen soll, das bleibt offen. Und wie passt das dazu, dass Uber bereits 2020 die eigene Entwicklung von autonomen Fahrzeugen eingestellt bzw. diesen Bereich verkauft hat?
Hier meine Interpretation:
Uber partnert jetzt also mit NVIDIA, um die Einführung autonomer Fahrzeuge zu beschleunigen. Diese Zusammenarbeit basiert auf der Nutzung einer Simulationsumgebung von NVIDIA, die hochrealistische virtuelle Tests von autonomen Fahrzeugen ermöglicht. Ziel ist es, die Sicherheit, Effizienz und Skalierbarkeit des autonomen Fahrens zu verbessern, ohne ausschließlich auf öffentlichen Straßen testen zu müssen. Die NVIDIA-Plattform ermöglicht die Simulation komplexer Verkehrssituationen, unterschiedlicher Wetterbedingungen und potenzieller Sicherheitsprobleme.
Uber plant, diese Technologie zu nutzen, um autonome Fahrdienste schneller verfügbar und zuverlässiger zu machen. Dies ändert jedoch nichts an der strategischen Neuausrichtung, nachdem das Unternehmen 2020 seine eigene Abteilung für autonome Fahrzeuge an das Start-up Aurora verkauft hat. Statt selbst Fahrzeuge zu entwickeln, konzentriert sich Uber seitdem auf Partnerschaften mit führenden Technologieunternehmen wie Waymo und jetzt eben NVIDIA. Diese Partnerschaften sollen es Uber ermöglichen, weiterhin eine zentrale Rolle in der Zukunft des autonomen Fahrens zu spielen, ohne die hohen Kosten und Risiken der Entwicklung eigener Technologien tragen zu müssen.
Uber hat keinerlei Details darüber bekannt gegeben, wie es die NVIDIA-Tools nutzen will. Meine Spekulation ist, dass Uber seine umfangreichen Daten darüber, wie und wo Menschen Fahr- und Lieferdienste nutzen, für die Entwicklung der Simulationsumgebung von NVIDIA zur Verfügung stellen wird. Das würde perfekt in die Strategie passen, keine eigene AV-Technologie zu entwickeln und stattdessen einen Asset-Light-Ansatz zu verfolgen, indem man Partnerschaften mit anderen eingeht.
Auch bei der Kooperation mit NVIDIA geht es also nicht darum, dass Uber eine eigene autonome Technologie entwickelt. Vielmehr soll die Partnerschaft dabei helfen, Ubers Plattform für autonomes Fahren mit Drittanbietern zu integrieren. So könnten autonome Fahrzeuge verschiedener Hersteller leichter in das Uber-Netzwerk integriert werden, was letztlich die Skalierbarkeit und Verfügbarkeit solcher Dienste verbessern könnte.
Vielleicht geht es Uber aber auch nur ums Geld. Denn niemand weiß, wie die finanziellen Details des Deals aussehen werden. Nvidia kann eine solche Simulationstechnologie nicht ohne einen entsprechenden Datenschatz auf die Beine stellen. Das Unternehmen schwimmt im Geld und könnte Uber möglicherweise fürstlich für seine Daten bezahlen. Aber das ist reine Spekulation.
Ein E-Flugtaxi über Uber noch in diesem Jahr
Uber kündigte auf der CES 2025 auch eine mehrjährige exklusive Partnerschaft mit Delta Air Lines an, bei der Mitglieder von deren Vielfliegerprogramm (SkyMiles) Meilen sammeln können, wenn sie in den USA mit Uber fahren oder eine Lieferung über Uber Eats bestellen. Die Vereinbarung bedeutet das Ende einer seit 2018 bestehenden Partnerschaft zwischen Delta und dem Uber-Rivalen Lyft. Der Effekt dieser Partnerschaft dürfte nicht unerheblich sein, SkyMiles soll über 90 Millionen Mitglieder haben.
TechCrunch spekuliert, dass die Zusammenarbeit mit Delta ein erster Schritt sein könnte, um die Fluggesellschaft und Uber mit Joby Aviation zu verbinden, das ist ein seit 2021 an der NYSE notierter Lufttaxi-Anbieter (siehe die Joby Aktie bei aktien.guide), zu dessen Anteilseignern sowohl Uber als auch Delta (sowie Toyota als größter Investor) gehören.
Deltas bestehende Partnerschaft mit Joby bedeutet, dass Delta-Kunden den elektrischen Flugtaxi-Service von Joby nutzen können, der 2025 in New York und Los Angeles eingeführt werden soll. Die Partnerschaft zwischen Uber und Joby ist umfassender:
Joby hat Uber Elevate, die Luftmobilitätssparte von Uber, bereits 2020 übernommen. Teil der Vereinbarung war die Integration der jeweiligen Dienste in die Apps des anderen, um eine nahtlosere Verbindung zwischen Boden- und Luftverkehr zu ermöglichen. Darüber hinaus verspricht die Lufttaxi-Software von Joby, die aus der Partnerschaft mit Uber hervorgegangen ist, eine On-Demand-Mobilität, die der Bestellung einer Fahrt bei Uber ähnelt.
Im vergangenen Oktober organisierten Uber und Delta gemeinsam mit Joby eine Veranstaltung in New York, auf der sie ihre Vision einer vernetzten Mobilität vorstellten. Joby muss noch die erforderlichen Zertifizierungen für den Betrieb eines elektrischen Lufttaxi-Dienstes erhalten, strebt aber angeblich einen kommerziellen Joby Start bis Ende 2025 New York, Los Angeles, Dubai und Abu Dhabi an.
Ich würde diesen ambitionierten Zeitplan von Joby nicht überbewerten, aber nach der jüngsten großen Finanzierungsrunde von Joby scheint klar, dass es dem Anbieter im Gegensatz zu anderen europäischen Konkurrenten nicht an finanziellen Mitteln mangelt. Eine Markteinführung der elektrischen Joby Flugtaxis mit Support von Uber ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Uber dürfte davon massiv profitieren - nicht nur finanziell, sondern auch in der Wahrnehmung am Kapitalmarkt als umfassende Mobilitätsplattform.
Beschleunigter Aktienrückkauf
Ein Ärgernis für Uber Aktionäre war die bis 2024 andauernde Verwässerung der durch die Ausgabe von immer mehr Aktien. Damit soll nun Schluss sein, bereits vor einiger Zeit wurde ein umfangreicher Rückkauf von Uber-Aktien in Höhe von bis zu 7 Milliarden Dollar angekündigt. Dieser soll nun auch aufgrund des derzeit gedrückten Aktienkurses beschleunigt werden. Vor wenigen Tagen kündigte das Unternehmen an, dafür kurzfristig $1,5 Milliarden aus dem üppigen Cashflow an die Bank of America zu überweisen.
Noch wichtiger als der Aktienrückkauf war mir an dieser Ankündigung die Bestätigung, dass man auch 2025 mit deutlich steigenden Cashflows rechnet und eine Unterbewertung der eigenen Aktie sieht.
„We enter 2025 with considerable momentum and expect to continue to scale up our free cash flows significantly...Our stock is undervalued relative to the strength of our business.“
Prashanth Mahendra-Rajah, CFO von Uber
Die Bewertung der Uber-Aktie
Analysten sehen für die Uber-Aktie in den nächsten 12 Monaten ein durchschnittliches Kurspotenzial von ca. 40%. Mit Ausnahme von AMD gibt es kein mehr als $100 Mrd. schweres US Unternehmen, bei dem die Analysten eine solche Unterbewertung zu erkennen glauben.
Ich bin kein Fan von Analysten, aber in diesem Fall kann ich ihren Optimismus verstehen:
Denn Uber will auf Jahre hinaus mit 15% p.a. beim Umsatz wachsen. Das halte ich für sehr plausibel möglich. Gleichzeitig soll die EBITDA-Marge Jahr für Jahr um rund 2% steigen, was einen enormen Hebel auf Cashflow und Gewinn bedeuten würde.
Der Nettogewinn dürfte sich 2024 mehr als verdoppelt haben, der Free Cashflow je Aktie stieg in den vergangenen 12 Monaten um 75% an. Und ein Ende des Gewinnwachstums ist nicht in Sicht.
Aufgrund der hohen Cashflow-Steigerungen bei gleichzeitig stagnierendem Aktienkurs ist die Bewertung der Uber-Aktie in den letzten 12 Monaten deutlich attraktiver geworden. Ein Cashflow-Multiple von 24 (TTM) ist für eine führende Mobilitätsplattform mit einem wenig kapitalintensiven Geschäftsmodell angesichts 15% p.a. Wachstum nicht zu teuer.
Daher habe ich die Position der Uber Aktie im High-Tech Stock Picking wikifolio sowie im High-Growth-Investing Musterdepot der Plutos Vermögensverwaltung weiter ausgebaut. Ich bin sehr optimistisch, dass wir Aktionäre in den kommenden Jahren wieder mehr Freude an der Uber-Aktie haben werden als 2024.
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Disclaimer: Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Uber. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.