Pure Storage Aktienanalyse: Wie geht's weiter nach dem All-Time-High?
Dieser Beitrag wurde aktualisiert und erweitert nach den Zahlen zum 1. Quartal des bis Anfang Februar laufenden FY25.
Es ist nun ziemlich genau 5 Jahre her, seit ich (in meiner damaligen Tätigkeit als Fondsberater) die erste Aktienanalyse zu Pure Storage verfasste. Wenn Du diesen innovativen Anbieter von Speicherlösungen noch nicht kennst, dann empfehle ich Dir, zum Einstieg den damaligen Investment Case zu lesen.
Seitdem ist viel passiert, sowohl in meinem eigenen Leben (ich zog mich 2021 von The Digital Leaders Funds zurück) als auch bei Pure Storage. Diejenigen von Euch, die in den vergangenen 5 Jahren als Pure Storage Aktionär dabei blieben, sind nach einer langen Durststrecke inzwischen reich belohnt werden für ihre Geduld.
Nach einer Verdreifachung in den letzten 12 Monaten notiert die Pure Storage Aktie aktuell auf einem neuen Allzeithoch. Nach Vorlage der Zahlen zum 1. Quartal des bis Ende Januar laufenden FY25 hat die Pure Storage Aktie nochmals zugelegt. Die Anleger im High-Tech Stock Picking wikifolio freuen sich mit mir über einen "Five-Bagger", d.h. über 400% Gewinn mit der Pure Storage Aktie.
Grund genug, um mit dieser Pure Storage Aktienanalyse wieder einmal kritisch zu hinterfragen, ob die Zeit für Gewinnmitnahmen gekommen sein könnte.
Die Pure Storage Quartalszahlen zum Q1 FY25
Pure Storage legte überzeugende Zahlen für das saisonal schwache 1. Quartal des FY25 vor und konnte die Erwartungen der Analysten deutlich übertreffen.
Allerdings sollte man den 18% Umsatzzuwachs auch im Kontext eines schwachen Vergleichsquartals sehen. Denn im Q1 FY24 war der Umsatz gegenüber Vorjahr sogar um 5% rückläufig. Dennoch ist die Rückkehr zu zweistelligem Wachstum ein schöner Erfolg, nachdem der Umsatz bei Pure Storage im abgelaufenen FY24 gerade mal um 3% gegenüber Vorjahr zulegen konnte.
Zu beachten ist, dass Pure Storage immer mehr seiner Speicherlösungen im Rahmen einer Subskription verkauft. Diese Transition der Umsatzströme hin zu wiederkehrenden Einnahmen drückt derzeit noch auf das Umsatzwachstum. Der Subskriptionsumsatz stieg im Q1 FY25 um 23% auf $346 Mio. und erhöhte seinen Anteil am Gesamtumsatz gegenüber Vorjahr von 48% auf 50%.
Der annualisierte Subskriptionsumsatz (ARR = Annual Recurring Revenue) stieg um 25% gegenüber Vorjahr auf $1,4 Mrd.
Die operative Marge verbesserte sich erheblich von 3% auf 14,5% (Non-GAAP). Die Bruttomarge verbesserte sich weiter auf knapp 74% (non-GAAP).
Wichtig zu wissen: Pure Storage investiert weiterhin erhebliche Summen in Forschung+Entwicklung, die Kostenquote von 20% (Non-GAAP) entspricht eher einem innovativen Softwarehaus als einem Hardwareanbieter. Zum Vergleich: Der Server-Anbieter Dell gibt gerade mal 3% des Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus.
Die Entwicklung des Cashflow ist sehr solide. Im schwierigen Gesamtjahr FY24 erwirtschaftete Pure Storage $483 Mio. an Free Cashflow, das entsprach einer Marge von 17%.
Im Q1 FY25 wurde der Free Cashflow um über 40% auf $173 Mio. gesteigert, die entsprechende Marge betrug volle 25%.
Pure Storage Aktienanalyse - Guidance für das FY25
Für das FY25 wird von Pure Storage nach dem mageren 3% Umsatzwachstum die Rückkehr zum zweistelligen Wachstum und ein Jahresumsatz von mindestens $3,1 Mrd. avisiert, das wären etwas mehr als 10% Growth.
Für das laufende 2. Quartal des FY25 werden ebenfalls 10% Umsatzwachstum auf $755 Mio. erwartet
Die operative Marge soll (non-GAAP) im FY25 bei ca. 17% landen. Auch die Profitabilität nach GAAP sollte deutlich vorankommen. Die Analysten erwarten für das FY25 gut 5% Nettomarge gegenüber 2% im Vorjahr.
Das sind solide Fortschritte hin zu einem profitablen Wachstumsunternehmen. Aber diese Zahlen sind sicherlich alleine kein Grund für die Verdreifachung der Bewertung des Unterhmens in den letzten 12 Monaten.
Um diese Kursbewegung besser zu verstehen, muss man den Blick auf das Unternehmen etwas weiten:
Festplattenspeicher sind ein Auslaufmodell
Moderner Flash-Speicher, wie Pure ihn anbietet, wird (pro Speichereinheit) immer preisgünstiger. Seit dem Launch von Pure FlashArray//E in 2023 kann man erstmals Flash-Speicher für bisher unerreicht günstige 0,20$ pro GB inklusive 3 Jahre Service anbieten.
Nach Angaben des Pure Managements ist damit der Punkt erreicht, an dem nicht nur Enterprise-Kunden, sondern auch Cloud-Provider aus ökonomischen Gründen ernsthaft über den breiten Einsatz von Flash-Storage als Alternative zu klassischen Festplatten-basierten Lösungen nachdenken.
Die FlashArray//E Produkte von Pure zur kosteneffiziente Massenspeicherung von Daten sparen 80-90% des Platzes, Stroms und Kühlung einer Festplattenalternative. Die Energieeffizienz wird damit ein immer wichtigeres Argument für den Einsatz der Pure Storage Technologien.
We believe strongly that the days of the hard disk in the data center are over.
Charlie Giancarlo - Pure Storage CEO
Es dürfte aufgrund dieser neuen ökonomischen Rahmenbedingungen tatsächlich nur eine Frage der Zeit sein, wann Cloud-Provider wie auch die Betreiber von Rechenzentren damit beginnen werden, ihre Systeme in größerem Umfang mit Flash-Speicher anstatt mit Plattensystemen auszustatten.
Pure Storage als Technologieführer für Flash-basierte Speicherlösungen sollte über Jahre hinaus von dieser Marktverschiebung erheblich profitieren.
Die Rolle von Pure Storage im AI Hype
Wenn man sich fragt, warum sich die Pure Storage Aktie ausgerechnet in den vergangenen 12 Monaten so sehr verteuert hat, dann kommt man - natürlich - auch hier am Thema AI nicht vorbei.
Denn es ist ja nichts Neues, dass Pure Storage seit Jahren schon der Technologieführer bei Flash-Storage-Lösungen ist und die wohl schnellsten und energieeffizientesten Speicherkomponenten weltweit liefern kann.
Und High-Speed-Storage wird natürlich auch beim Aufbau der neuen Rechenzentren für Generative AI (GenAI) Lösungen benötigt. D.h. hier kommt jetzt jede Menge AI Phantasie auch in die Pure Storage Aktie. Auch wenn die Größe der daraus resultierenden Geschäftschancen zumindest aktuell eher ernüchternd ist.
We think that, probably in the past 12 months, about $1 billion was spent on storage specifically tied to AI training environments. Again, that might be a bit less than people expect.
Charlie Giancarlo - Pure Storage CEO
Durch das AI Thema könnte die Tendenz hin zu Flash-Storage durchaus beschleunigt werden. Wichtiger für Pure Storage ist jedoch, dass der technologische Trend - weg von Festplatten und hin zu energiesparenden und schnelleren Flashkomponenten - unabhängig vom AI Hype besteht und wohl unumkehrbar ist.
Wann kaufen die Hyperscaler?
Schon 2022, also vor dem Siegeszug der generativen AI, hatte Pure AI einen Großauftrag von Meta Plattforms erhalten. Die statteten damals ihren AI Research SuperCluster (RSC), einen der schnellsten Supercomputer der Welt, mit Pure Storage FlashArray Komponenten im Volumen von 175 Petabytes aus.
Dieser erste Auftrag eines sogenannten "Hyperscalers" war ein wichtiger Meilenstein für Pure. Denn die ganz großen Cloud Computing Provider wie Google, Microsoft Azure, AWS, u.a. verwenden aus Kostengründen bisher keinen Flash-Speicher, sondern setzen vor allem auf billigere Festplatten-Speichersysteme.
Weitere Großaufträge der Hyperscaler gab es seitdem nicht zu vermelden und die Analysten wurden zunehmend skeptischer, ob es Pure Storage wirklich in das Design der zukünftigen Hyperscaler Rechenzentrums Architekturen schaffen wird.
Der Pure CEO Charlie Giancarlo äußerte sich im Q1 FY25 extrem optimistisch diesbezüglich:
The quantity and quality of our discussions with hyperscalers have advanced considerably this past quarter. Our most advanced engagements now include both testing and commercial discussions. As such, we continue to believe we will see a design win this year.
Ich bin ehrlich gesagt wenig begeistert von solchen bullishen Äußerungen des CEO. Damit wird zwar kurzfristig der Aktienkurs befeuert, aber das Unternehmen wird extrem unter Druck gesetzt, tatsächlich im laufenden Geschäftsjahr einen Hyperscaler Großauftrag einzufahren. Sollte man den nicht liefern, könnte der Aktienkurs erheblich unter Druck geraten.
Konservative Unternehmensführung sieht jedenfalls anders aus. Für mich ist eine solch offensive Kommunikation des CEO mit dem Kapitalmarkt schon so etwas wie ein (kleineres) Warnzeichen.
Hohe Aktienvergütungen für die Pure Storage Mitarbeiter
Ebensowenig bin ich begeistert davon, dass Pure Storage auch 9 Jahre nach dem IPO extrem hohe aktienbasierte Vergütungen zahlt, die weiterhin zu einer deutlichen Verwässerung führen.
Die verbuchte (nicht cash relevante) Vergütung aus Aktienoptionen (SBC - Share Based Compensation) betrug im Q1 FY25 üppige $113 Mio., das sind 16% vom Umsatz.
Das laufende Aktienrückkaufprogramms wurde im Q1 FY25 ausgesetzt, dadurch stieg die Verwässerung in den vergangenen 12 Monaten wieder auf nahezu 5% an. In den letzten 6 Jahren wurden wir Bestandsaktionäre um fast 40% verwässert. Das ist viel zu viel für meinen Geschmack.
Warum die Verwässerung ein so großes Thema für mich ist?
Als ich 2019 die Pure Storage Aktie entdeckte, betrug der Enterprise Value gerade mal $3 Mrd. Heute wird Pure Storage mit einem Enterprise Value von über $19 Mrd. bezahlt, das bedeutet also eine Versechsfachung des Unternehmenswertes in den vergangenen 5 Jahren.
Tatsächlich betrug der Aktienkurs zum Zeitpunkt meiner ersten Analyse in 2019 ca. 15$. D.h. die Aktie hat sich bei einem aktuellen Kurs von 63$ aufgrund der laufenden Verwässerung "nur" vervierfacht.
Dilution matters!!!
Bewertung der Pure Storage Aktie
Der Enterprise Value (EV - hier einfach erklärt!) von Pure Storage beträgt bei einem Aktienkurs von 63$ ca. $19 Mrd. Das bedeutet ein EV/Sales Verhältnis von über 6 auf Basis der für das FY25 erwarteten Umsätze.
Die Pure Storage Aktie hat sich damit in den vergangenen 12 Monaten nicht nur gemessen am Aktienkurs, sondern auch auf Basis der Bewertungsmultiple extrem verteuert. Vor 5 Jahren war ich zu einem Umsatzmultiple von unter 2 eingestiegen!
Für den Cashflow der vergangenen 4 Quartale errechnet sich ein EV/FCF-Verhältnis (hier einfach erklärt) von über 35.
Diese Bewertung ist nach dem Kurssprung mittlerweile schon extrem sportlich für den Storage Technologieführer. Selbst wenn der in den kommenden Jahren wieder deutlich zweistellig wachsen sollte. Allerdings beweisen die hohen Bruttomargen von weit über 70%, dass Pure Storage viel mehr ist als nur ein Hardwarehersteller und eine entsprechend höhere Bewertung wie ein Softwareunternehmen durchaus verdient hat.
Pure Storage war vor einigen Monaten noch deutlich übergewichtet in meinem High-Tech Stock Picking wikifolio. Dort freue ich mich mit allen Anlegern über mehr als 400% Buchgewinn. Ich habe nun bereits Gewinne mitgenommen und damit die Übergewichtung abgebaut, da ich mit einer größeren Korrektur rechne.
Die Pure Storage Aktie bleibt dennoch als kleinere Halteposition weiterhin in meinem wikifolio. Denn langfristig könnte das Unternehmen sich vom Technologieführer zum Storage Weltmarktführer entwickeln und damit in seine hohe Bewertung hinein- und darüber hinauswachsen.
Wenn Du die Entwicklung von Pure Storage auch in Zukunft gemeinsam mit mir weiter verfolgen willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen High-Growth-Investing-Newsletter abonnieren.
Disclaimer
Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Pure Storage. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.