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Stefan Waldhauser

Der Krieg der "WallStreetBets" gegen die Hedgefonds



Eigentlich sollte ich mich nicht auch noch zu DEM Börsenthema dieser Woche zu Wort melden, sondern mich stattdessen lieber intensiv mit den gerade vorgelegten Zahlen von Apple, Microsoft und Facebook auseinandersetzen.


Andererseits ist mir klar, dass in diesen Tagen für die meisten Börsianer nicht die Quartalsberichte der Tech-Riesen das beherrschende Thema sind, sondern (fast) alle interessieren sich brennend für den Krieg der Reddit Community "WallStreetBets" gegen die Hedgefonds.


Dabei geht es nicht gerade zimperlich zu:



Es ist ja auch durchaus eine schöne Geschichte, dass sich eine Masse von Kleinanlegern erfolgreich gegen die bösen Hedgefonds zur Wehr setzen, die mit ihren Short-Spekulationen auf fallende Aktienkurse regelmäßig die Gewinne der Trader zunichte machen. Fast nebenbei hat diese neue Generation von Anlegern, die mit der Robinhood-App in USA auch noch "kostenlos" traden können, offenbar ausgerechnet in der Corona Pandemie einen Weg gefunden, an der Börse schnell reich zu werden.


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Es ist diesen Tradern tatsächlich gelungen, einige von ihnen in Internetforen gepushte Aktien wie den Videospielhändler GameStop im Kurs innerhalb von 2 Wochen um weit über 1.000% hochzutreiben. Sie lösten damit wie erhofft einen Short-Squeeze aus, d.h. die bei GameStop engagierten Hedgefonds mussten ihre Short Positionen auflösen, sich zu hohen Preisen eindecken und haben damit unfreiwillig die Kursexplosion noch weiter befeuert.



Das gleiche Spiel konnte man zuletzt auch bei anderen viel geshorteten Aktien wie Blackberry, Palantir oder dem Kinobetreiber AMC Entertainment beobachten.


Unterstützt werden die Robinhood Trader dabei direkt oder indirekt von einigen Milliardären wie Elon Musk und dem Risikokapitalgeber Chamath Palihapitiya, der einst sein Geld mit Facebook gemacht hat.



Falls Du keine Ahnung haben solltest wovon ich hier überhaupt rede, dann empfehle ich Dir den Artikel aus dem manager magazin zum Aufstand der Flashmob-Trader gegen die Wallstreet.


Solltest Du lieber ein 5-minütiges Video zu diesem perfekten Sturm schauen, in dem u.a. Prof. Scott Galloway zu Wort kommt, so gibt es hier eine gute Zusammenfassung:




Sind Hedgefonds wirklich die Bösen?


Generell haben Shortseller und Hedgefonds, die auf auf fallende Kurse spekulieren, ein schlechtes Image bei vielen Privatanlegern. Dabei spielen sie am Kapitalmarkt eine durchaus wichtige Rolle. Denn deren Short-Positionen helfen dabei, Überbewertungen zu korrigieren. Einige Shortseller machen einen hervorragenden Job dabei, fundamental hochwertige (wenn auch meist einseitige) Analysen zu tatsächlich schlecht geführten oder gar betrügerischen Unternehmen zu erarbeiten.


Keineswegs will ich damit die oftmals rüden Methoden der Hedgefonds rechtfertigen, denen manchmal jedes Mittel recht ist, um Aktienkurse zum Einsturz zu bringen. Ich persönlich halte mich grundsätzlich von jeder Art der Spekulation auf fallende Kurse fern, auch wenn ich noch so sehr von der Überbewertung eines Unternehmens überzeugt bin.


Wie wird der Kampf zwischen den Tradern und der Wall Street enden?


Wir haben es hier fast schon mit einem klassischen Schneeballsytem zu tun. Einige wenige, die früh bei der Entstehung dieses Hypes mit dabei waren, werden die Gewinner sein. Vorausgesetzt sie bekommen ihre Gier in den Griff und nehmen ihre Chips rechtzeitig vom Tisch.


Die meisten Kleinanleger schaffen das nicht. Bestätigt durch ihre schnellen Buchgewinne werden sie sogar noch mehr investieren, oftmals sogar auf Kredit mit immer größeren Summen ihr Spiel betreiben, bis die Blase platzt. Nach der rauschhaften Party folgt ein schlimmer Kater. Die große Masse der Robinhood-Trader wird zu den Verlierern gehören.


Der deutsche Broker Trade Republic ist heute gemeinsam mit vielen anderen internationalen Brokern sogar so weit gegangen, den Zukauf der gehypten Aktien GameStop, AMC Entertainment, BlackBerry u.a. für seine Kunden zu sperren.


Quelle: Trade Republic


Inwiefern auch die getroffenen Hedgefonds nachhaltig geschädigt werden, das wird die Zeit zeigen. Es ist nicht auszuschließen, dass einige dieser Hochrisiko-Fonds tatsächlich in die Pleite getrieben werden. Wenn solche Fonds in größerem Umfang ihre Bestände an eigentlich werthaltigen Positionen auflösen müssen, könnte das auch Verwerfungen am normalen Aktienmarkt auslösen. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt.


Wie solltest Du Dich jetzt verhalten?


Zunächst mal ist es ganz wichtig, dass Ihr der Versuchung widersteht bei solchen Kursbewegungen mitzuzocken, um das schnelle Geld zu machen. Haltet Euch fern von Aktien, die ohne jeden fundamentalen Grund steigen, weil sie offen oder insgeheim von bestimmten Marktteilnehmern hochgepusht werden.


Es gibt keinen Weg, an der Börse schnell reich zu werden. Period.


Es ist schwer zu sagen, ob das Platzen der Robinhood-Blase evtl. sogar einen Crash am Gesamtmarkt auslösen könnte, wie das Handelsblatt heute schreibt.


Kein Mensch kann einen solchen Aktiencrash vorhersagen. Es ist daher zumindest für mich auch keine Option, aus dem Markt komplett auszusteigen. Solltest Du Dich ganz von der Börse zurückziehen wollen, dann hast Du in jedem Fall das Problem zu lösen, wann der richtige Zeitpunkt für einen Wiedereinstieg gekommen ist.


Gar nicht zu investieren ist in jedem Fall eine schlechte Lösung.


Ich mache es mir angesichts drohender Turbulenzen ganz einfach und vertraue darauf, dass es so sein wird wie immer in den vergangenen Jahrzehnten: In einem Crash werden auch Qualitäts-Aktien mit nach unten gerissen. Aber diese erholen sich - im Gegensatz zu den im Hype aufgeblasenen Werten wie GameStop - auch recht zügig wieder.


Zudem kann es auch nichts schaden, eine ordentliche Cashquote vorzuhalten, mit der Du im Falle eines Crashs zu Sonderangebotspreisen auf Einkaufstour gehen kannst.


Fazit


Die kommenden Wochen und Monate werden sicherlich besonders spannend an der Börse. Wir müssen uns auch als langfristig orientierte Investoren mal wieder auf eine Achterbahn der Gefühle einstellen. Schnallt Euch gut an - dann könnt ihr den Rollercoaster Ride vielleicht sogar genießen.


Mir selbst fällt es schwer, diesem Treiben amüsiert von der Seitenlinie zuzuschauen. Ich sehe hier eine große Gefahr für die Aktienkultur, die sich gerade in den letzten Jahren langsam aber doch stetig positiv entwickelt hat.


Im schlimmsten Fall wird beim kommenden Platzen dieser Spekulationsblase eine ganze Generation von Anlegern verbrannt. Viele junge Leute werden demnächst an der Börse eine Menge Geld verlieren. Dann fühlen sich wieder diejenigen bestätigt, die es ja schon immer gewusst haben: Das Geld der Deutschen sei am besten auf dem Sparbuch oder in einer Kapitallebensversicherung angelegt. Unser Finanzminister lässt grüßen...


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