Elastic Aktienanalyse: Neubewertung durch AI Phantasie
Dieser Beitrag ist das Update eines erstmals im Juni 2023 veröffentlichten Analyse zur Elastic Aktie ($ESTC). Die vorliegende Elastic Aktienanalyse wurde zuletzt erweitert und aktualisiert nach den Zahlen zum Q2 FY24.
In meinem High-Tech Stock Picking wikifolio gehört die Elastic Aktie seit Jahren zu den Kerninvestments. Nach den Zahlen zum Ende Oktober beendeten Q2 FY24 machte der Kurs der Elastic Aktie wie schon im Vorquartal einen 20% Kurssprung. Im Laufe von 2023 hat sich der Kurs des B2B Softwareanbieter damit um annähernd 100% vom Tech Crash aus 2022 erholt.
Es ist anlässlich der Vorlage der Q2FY24 Zahlen mal wieder an der Zeit, die Elastic Position im Portfolio mit diesem Update zur Elastic Aktienanalyse kritisch zu hinterfragen.
Elastic Aktienanalyse der Quartalszahlen nach dem Q2 FY24
Die positive Nachricht: Die drastische Verlangsamung des Wachstums aus den Vorjahren scheint gestoppt zu sein. Die Elastic Umsätze für das 2. Quartal FY24 betrugen $311 Mio., was (wie schon in den beiden Vorquartalen) einem Anstieg von 17% gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Besonders positiv: Der Umsatz der Elastic Cloud belief sich im Q2 FY24 auf $135 Mio., das ist ein Plus von 31% im Jahresvergleich. Das Wachstum der von Analysten besonders viel beachteten Cloud-Umsätze hat sich damit wieder deutlich beschleunigt und macht bei Elastic mittlerweile 43% vom Gesamtumsatz aus.
Der in den vergangenen Quartalen belastende Trend zur "Cloud Spend Optimization" scheint damit abzuflauen. D.h. die Bestandskunden können offenbar trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage ihre Kosten für die Elastic Cloud-Services nicht weiter reduzieren. Die Net Expansion Rate liegt derzeit relativ stabil bei 110%.
Fortschritte bei der Profitabilität
Das Wachstumstempo bei Elastic ist in den vergangenen beiden Jahren deutlich eingebrochen. Für die ehemalige High-Growth-Company, die bis zum FY22 um über 40% p.a. wuchs, sind aktuell nur noch Wachstumsraten von max. 20% realistisch. Elastic muss nun nachhaltig steigende Renditen ausweisen, um Shareholder Value zu schaffen.
In diesem Zusammenhang das Wichtigste: Der Cashburn konnte bei Elastic auch dank einer Reihe von Entlassungen im Jahresverlauf des FY23 gestoppt werden, man erzielte erstmals einen positiven Free Cashflow von $44 Mio.
Im 1. Halbjahr FY24 hat man bereits in etwa den gleichen Cashflow erzielt wie im gesamten Vorjahr. Allerdings war das 2. Quartal aufgrund einiger Sondereffekte z.B. aus einer kleineren Akquisition lediglich cashflow-neutral. Die operative Marge von 13% war (Non GAAP) im Q2 FY24 deutlich positiver als der Cashflow.
Unterm Strich stehen bei Elastic aufgrund aufgrund der Verbuchung von (zu) hohen Aktienvergütungen leider noch immer rote Zahlen. Der Nettoverlust halbierte sich im Q2 FY24 auf knapp $25 Mio. oder 8% vom Umsatz.
Die Verwässerung für die Aktionäre war in den letzten 12 Monaten mit 4% zwar längst nicht so schlimm, wie die hohen Aktienvergütungen i.H.v. 19% vom Umsatz vermuten lassen. Dennoch erscheint mir diese Verwässerung zu hoch für eine Company, die mittlerweile eine 5-jährige Börsenhistorie hat.
Elastic Guidance für das FY24
Die finanzielle Prognose für 3. Quartal des FY2024 (bis zum 31. Januar 2024) sieht einen Umsatz bis zu $321 Mio. vor, was einem Wachstum von 17% im Jahresvergleich entspricht. Für das Geschäftsjahr 2024 (bis zum 30. April 2024) wird ein Gesamtumsatz bis zu $1,253 Mrd. erwartet, das entspricht ebenfalls einem Wachstum von 17%.
Ab dem laufenden FY24 soll eine zweistellige Marge aus dem operativen Geschäft (Non-GAAP) erwirtschaftet werden.
Auch wenn die hier kommunizierten Non-GAAP Zahlen für die Profitabilität viel freundlicher aussehen als noch vor Jahresfrist: Im FY24 dürfen wir Elastic Aktionäre aufgrund der erheblichen Aktienvergütungen für die Mitarbeiter allenfalls eine Halbierung des Nettoverlustes erwarten. Schwarze Zahlen sind unterm Strich bis auf weiteres noch nicht in Sicht.
AI ist aktuell mehr Hoffnungs- als Umsatzträger
Der größte Hoffnungsträger für Elastic auf dem Weg raus aus der Talsohle und hinein in eine Phase des wiederbeschleunigten Wachstums ist - wie könnte es in diesen Zeiten anders sein - das Thema AI.
In 2023 gibt es im Elastic Produktmarketing kaum ein anderes Thema als die große Bedeutung der Elastic Technologie bei der Umsetzung der GenAI Projekte (Generative AI), die von vielen Unternehmen gestartet wurden.
Um diese AI Usecases bestmöglich zu unterstützen, hat Elastic vor einem halben Jahr die Elasticsearch Relevance Engine for AI (ESRE) vorgestellt. Und tatsächlich erscheint es plausibel, dass die marktführende Such-Technologie von Elastic einen großen Mehrwert liefern kann, wenn es darum geht, die Large Language Modelle (LLMs) aka GPT und Co. mit dem Wissen aus den proprietären Datenbeständen der Unternehmen anzureichern.
Denn dieses Fakten-Wissen braucht es, damit in den Unternehmen auf LLMs basierende "Copiloten" entstehen, die zuverlässige Antworten liefern und nicht etwa halluzinieren, wie das die derzeitig verfügbaren Lösungen auf Basis der öffentlich verfügbaren LLMs (wie ChatGPT) oftmals tun.
Allerdings musste das Elastic Management die kurzfristigen Erwartungen bzgl. der monetären Erfolge der GenAI Produktoffensive zuletzt dämpfen. Derzeit werden auf Basis von ESRE und den LLMs bei hunderten von Elastic Kunden GenAI Applikationen erstellt. Erst wenn diese nach und nach in Produktion gehen UND entsprechend viel genutzt werden, dürfte sich das im Umsatz bei Elastic bemerkbar machen. Derzeit ist AI noch weniger Umsatzträger als vielmehr Hoffnungsträger, bietet aber Raum für jede Menge Phantasie in der Aktie.
Die Bewertung der Elastic Aktie
Diese AI Phantasie ist neben der soliden Zahlen ein Grund dafür, dass die Elastic Aktie sich unmittelbar nach dem Q2 FY24 Analystencall wie schon nach dem Q1 um 20% verteuerte. Von den zum Jahreswechsel erreichten Tiefständen aus gesehen hat sich die Aktie damit nahezu verdoppelt.
Bei einem Elastic Aktienkurs von 95$ errechnet sich ein Enterprise Value von ca. $9 Mrd. Das entspricht einem EV/Sales Verhältnis von fast 8 auf Basis des für das laufende FY24 erwarteten Umsatzes.
Für das laufende Geschäftsjahr FY24 wird man auch erstmals eine sinnvolle Bewertung der Elastic Aktie auf Basis des Cashflows vornehmen können. Ich erwarte einen Free Cashflow von ca. $150 Mio., das entspräche dann einem EV/FCF Verhältnis von ca. 60.
Das ist eine stolze Bewertung für ein Unternehmen, das aktuell nur noch weniger als 20% pro Jahr wächst und unterm Strich immer noch Verluste ausweisen muss. In diesem Elastic Aktienkurs steckt mittlerweile auch eine gehörige Portion AI Phantasie. Auch wenn ich nicht von ungerechtfertigten Hype-Kursen wie z.B. bei C3.AI oder Palantir sprechen würde, die nach einer deutlichen Korrektur verlangen würden.
Dennoch: Die Elastic Aktie ist aktuell für mich "nur" noch eine wackelig gewordene Halteposition, mit der ich aufgrund des schwächelnden Wachstums trotz der AI Story nicht mehr wirklich glücklich bin.
Das könnte sich natürlich jederzeit wieder ändern, falls auch in den Elastic Zahlen offenbar wird, dass der flexible Elastic Software-Stack mit seinen Lösungen für Enterprise Search, Observability und Security nicht nur jede Menge AI Phantasie bietet, sondern tatsächlich mehr und mehr zur Konsolidierung der Lösungen anderer Hersteller verwendet wird.
Ein solches Bild von Elastic als technologisch führender Analytics-Plattform wird vom Elastic Management in jedem Analystencall wieder aufs Neue gezeichnet, ohne dies bisher mit harten Zahlen belegen zu können.
Aber es deutet nach dem 1. Halbjahr FY24 tatsächlich einiges darauf hin, als könnte sich die Entwicklung der vergangenen 18 Monate im nach hinein als Wachstumsdelle herausstellen. Sollte sich das Wachstum des Unternehmens wieder auf deutlich über 20% beschleunigen und Elastic gleichzeitig eine Verbesserung der Profitabilität in Richtung 20% Free Cashflow-Marge zeigen, so wären mittelfristig höhere Kurse für die Elastic Aktie gerechtfertigt. Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg.
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Disclaimer
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