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Daniel Kroeger

Digital Turbine Aktie: Attraktiv nach dem Absturz?

Ich freue mich, Euch heute wieder einmal einen Gastbeitrag zu präsentieren. Er kommt von Daniel Kroeger, Fondsmanager des ELM Global TICO Aktienfonds. Vor der Auflage seines Tech-Fonds arbeitete Daniel als Head of Portfolio Management bei der Frankfurter Fondsgesellschaft ACATIS. Daniel hat Informatik an der TU Dortmund studiert. Er schreibt hier über die Digital Turbine Aktie, die sich in seinem Fonds derzeit unter den Top10 gewichteten Werten befindet. Ihr findet Daniel Kroeger auch auf Twitter oder bei LinkedIn.



Digital Turbine ist ein Technologieunternehmen, das als Bindeglied zwischen Mobilgerätnutzern, App-Developern, Mobilfunkunternehmen und Werbesuchenden fungiert. Der Aktienkurs hat sich im Jahr 2020 von 4 Dollar auf 90 Dollar mehr als verzwanzigfacht. Danach folgte der Absturz auf aktuell 40 Dollar. Ist der Kurssturz gerechtfertigt?




Was genau sind die Produkte von Digital Turbine?


Das Flaggschiff-Produkt, das den erfolgreichen Weg von Digital Turbine geebnet hat, ist die Softwareplattform „Ignite“. Ignite ist eine Software, die auf Android-Geräte vorinstalliert wird, bevor der Nutzer das Gerät das erste Mal nutzt. Für die Erlaubnis der Vorinstallation hat Digital Turbine Verträge mit Telekom-Operatoren wie Verizon, AT&T, America Movil, etc. und OEMs wie Samsung, Lenovo, Motorola, etc. geschlossen.


Wenn nun ein Kunde sein Handy das erste Mal einschaltet, werden automatisch verschiedene Apps vorinstalliert, die zu den Kundenpräferenzen passen könnten. Die Präferenzen ergeben sich aus den Daten, die mit den Operatoren/OEMs geteilt werden, sowie aus regionalen und kulturellen Besonderheiten.


In einem Bieterverfahren können Unternehmen wie Uber, Twitter, Visa, Starbucks, etc. die Slots auf dem Handy buchen. Aktuell liegt der Umsatz pro Gerät bei 6 USD und ist zuletzt um 50% pro Jahr gewachsen. Mit neuen Partnerschaften konnte man Grundstein für den globalen Rollout legen.


Jährlich werden 1,3 Mrd. Android-Smartphones verkauft, während Digital Turbine die Ignite-Software derzeit auf rund 260 Mio. Geräten vorinstalliert. Um das noch einmal zu verdeutlichen: Eines von fünf verkauften Smartphones mit Android als Betriebssystem besitzt die Ignite-Software auf dem Handy. Und dieser 20% Anteil wird durch weitere Kollaborationen mit Smartphone Herstellern und Operatoren ausgebaut.


Anzahl der Geräte mit der Ignite Software (Unternehmenspräsentation)


In den letzten 18 Monaten hat sich das Geschäftsmodell von Digital Turbine dank innovativer Lösungen und Akquisitionen weiterentwickelt. Die aktuelle Software-Neuheit heißt „SingleTap“ und funktioniert wie folgt:

Wenn man bisher auf Werbeeinblendungen („Sparen Sie 20% bei ihrem nächsten Kaffee“) in Apps geklickt hatte, wurde man in den App- oder Play-Store weitergeleitet, man musste sich die App des Werbetreibenden (Starbucks) downloaden und gelangte nur zur Startseite der App (anstatt zu dem Gutschein, der in der Werbung eingeblendet wurde). Die weitere Folge war, dass das ursprüngliche App-Erlebnis unterbrochen wurde und der App-Entwickler geringere Nutzerzeiten durch die Werbung zu befürchten hatte.


Mit SingleTap überspringt man das Abwandern der Nutzer in den App- oder Play-Store. Sobald ein Nutzer auf eine Werbung klickt, wird die App des Werbetreibenden im Hintergrund gedownloadet und der Nutzer kann weiter z.B. sein Mobile-Game spielen. Erst wenn er diese App schließt, wird er informiert, dass die App des Werbetreibenden gedownloadet wurde und wenn er sie öffnet, gelangt er direkt zu dem Angebot aus der Werbung. Der ROI für Werbetreibende ist mit dieser Technologie deutlich höher ist als bei der klassisch eingeblendete Werbung. Die Installationsrate der App des Werbetreibenden ist 2-5-mal höher als bei herkömmlicher Mobilwerbung.


Die Adoption von SingleTap verlief sehr schnell. Während man Mitte 2020 noch 3 Monate brauchte, um 1 Mio. Dollar Umsatz zu generieren, benötigte man ein Jahr später nur noch 1 Woche.

Zeitraum für 1-Mio.-Dollar Umsatz durch SingleTap (Unternehmenspräsentation)


Um dieses Produkt auf das nächste Level zu bringen, kaufte Digital Turbine am Anfang 2021 gleich drei Firmen (Fyber, AdColony und Triapodi) für insgesamt rund 1 Mrd. USD. Mit diesen Unternehmen besitzt Digital Turbine nun einerseits hervorragende Kontakte zu Werbetreibenden und Werbeagenturen, die Mobile Werbung schalten wollen und andererseits zu App-Developern, die ihre Apps monetarisieren wollen.


Zusammen mit der patentierten SingleTap-Technologie ist das Ökosystem nun bestens aufgestellt und hat einen USP, um höhere und mehr Werbegelder einzunehmen. Die operative Marge soll nach der Integration der Unternehmen wieder auf das vorher geplante Niveau von über 20% zurückkehren.


Ende letzten Jahres am Kapitalmarkttag wurden die Mittelfristziele mit der Öffentlichkeit geteilt. In den kommenden 4-5 Jahren will das Unternehmen von aktuell ca. 1 Mrd. USD (2021) auf einen Umsatz von 4 Mrd. USD wachsen und dann ein EBITDA von 1 Mrd. USD erreichen. Langfristig soll das Top-Line-Wachstum zwischen 25-30% p.a. liegen.


Aktuelle Finanzdaten und Finanzziele für die kommenden 3-5 Jahren (Unternehmenspräsentation Mai 2021)


Wie attraktiv ist die Bewertung der Digital Turbine Aktie nach dem Kurssturz?

Der Kurssturz von 70% erscheint übertrieben. Operativ steht das Unternehmen besser dar als die meisten anderen Adtech-Unternehmen. Die Diskussionen rund um Apples IDFA-Veränderung und Googles Privacy Maßnahmen betreffen Digital Turbine nicht.


Ignite und SingleTap sind Softwareprodukte , die auf dem Android-Smartphone vorinstalliert werden und unabhängig von Cookies und Google-Daten sind. Digital Turbine ist in der Lage, jedes Smartphone einzeln zu identifizieren und eigene Daten zu sammeln. Andere Adtech-Unternehmen verlassen sich auf die Daten Dritter.


Digital Turbine ist im Werbemarkt in einem Segment Monopolist (Ignite) und in einem anderen mit der effizientesten Software am Markt (SingleTap). Dennoch innoviert das Unternehmen ständig neue Produkte für Mobilgeräte, um so das Ökosystem auszuweiten.

Die Synergien aus den Akquisitionen haben bereits angefangen sich zu materialisieren und werden in den kommenden Quartalen noch stärker werden. Die Earnouts aus den Akquisitionen (Zahlungen an Alteigentümer bei Erreichen von Umsatzzielen) sind bis Anfang 2022 fällig, so dass die Margen ab der zweiten Jahreshälfte deutlich steigen dürften.


Aktuell schwankt der Enterprise Value von Digital Turbine zwischen 4 und 5 Milliarden USD bei einem KGV von 22 auf die erwarteten Gewinne des kommenden Fiskaljahrs. Das EV/Sales Verhältnis beträgt ca. 4. Angesichts eines angepeilten Wachstums von knapp 30% p.a und voraussichtlicher Expansion der Margen erscheint das günstig.


Soweit der Gastbeitrag von Daniel Kroeger zur Digital Turbine Aktie. Wer sich näher mit dem Unternehmen beschäftigen will, dem empfehle ich zur Ergänzung die Topscorer-Analyse der Digital Turbine Aktie auf dem aktien.guide Blog.

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