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Stefan Waldhauser

Die Kunst des Investierens



Vor einigen Monaten hatte ich hier im Blog "Schatz, ich habe Aktien gekauft", das zweite Börsenbuch des Finanzblogger-Kollegen Christian Thiel, gewürdigt. Dieser Beitrag ist sehr gut bei Euch angekommen, so dass ich mich entschlossen habe, von Zeit zu Zeit immer wieder mal eine kleine Rezension für Euch zu verfassen.

Der Autor


"Die Kunst des Investierens" - so lautet der Titel des erst vor einigen Wochen erschienenen 300 Seiten starken Buches von Philipp Haas. Falls Du auch auf der wikifolio-Plattform unterwegs bist, dann ist Dir Philipp wahrscheinlich schon begegnet. Aktuell (Stand 21. Feb. 2021) liegt sein "Nebenwerte Europa" wikifolio sogar auf Platz 1 der Top-wikifolio-Rangliste.


Wenn Du meinem Blog schon länger folgst, dann kennst Du Philipp ohnehin schon von dem ein oder anderen Video, das wir für seinen Investresearch YouTube Kanal miteinander gemacht haben.


Ich selbst kenne Philipp schon seit einigen Jahren persönlich. Er ist wie ich Vollzeit-Investor und hat neben seinen Aktivitäten auf der wikifolio-Plattform auch schon Erfahrungen in der Fondsindustrie gesammelt. So war ich besonders gespannt auf sein erstes Buch und neugierig darauf, mehr über Philipps "Kunst des Investierens" zu lernen.


Das Buch

Zunächst mal war ich überrascht über die Aufmachung. Das ist kein klassisches Sachbuch über die Börse, sondern Philipp hat einen Bildungsroman verfasst und seine Inhalte zur Auflockerung in eine nette Rahmenhandlung verpackt.


Ich war zugegebenermaßen etwas skeptisch was dieses Format angeht, aber durfte sehr schnell feststellen, dass es sich dadurch tatsächlich leicht und locker liest - eben wie ein Roman.


Die Geschichte spielt auf den Balearen und ist so nett geschrieben, dass ich beim Lesen (gerade in Zeiten der Corona-Pandemie) große Lust auf einen Besuch der beschriebenen Orte auf Mallorca/Menorca bekam.


Worum geht es?


Vom Inhalt wurde ich ebenfalls überrascht: Ich hatte eine Beschreibung der Stockpicking-Strategien von Philipp erwartet. Das war offenbar die falsche Erwartungshaltung. "Die Kunst des Investierens" ist viel breiter angelegt und beschäftigt sich keinesfalls nur mit Aktieninvestments.

Es geht vielmehr um die Selbstfindung eines jungen Berufstätigen, der nicht nur auf der Suche nach finanzieller Unabhängigkeit ist sondern auch den Sinn des Lebens noch nicht gefunden hat. In den ersten Kapiteln geht es - fast schon philosophisch angehaucht - um die Investition in das eigene Humankapital sowie die Investition in soziale Kontakte. Sogar einige Tips zur Partnerwahl gibt Philipp dem Leser mit auf den Weg.


Sehr vernünftig sind seine Ansichten über Konsum, Sparen, Geldanlage und dem Traum von der finanziellen Freiheit. Gerade diese Kapitel möchte ich den jungen Menschen unter Euch ans Herz legen.

Es geht darum wie man sich sinnvolle Ziele setzt und der Protagonist erhält auch eine Anleitung dafür, wie man angeblich sein Glück erzwingen kann. Dabei geht es darum, die klassischen "Fehler der Mittelschicht" zu verhindern, die Bedeutung von Finanzbildung zu erkennen und die Kraft des Zinseszinses systematisch für sich nutzen zu lernen.


Erst in der zweiten Hälfte des Buches geht es um die "Kunst des Investierens" im engeren Sinne. Philipp versucht das Unmögliche möglich zu machen, nämlich einen Rundumschlag von den Grundlagen der Wirtschaftspolitik bis hin zu seiner Aktien-Anlagestrategie auf nur 150 Seiten zu vermitteln.


Hier wäre etwas weniger eventuell mehr gewesen, denn die wirtschaftlich wenig vorgebildeten Leser (die durchaus zur Zielgruppe dieses Buches gehören) werden die auf wenigen Seiten zusammengefassten Grundlagen von Bilanzierung, GuV, etc. nicht unbedingt vollständig verstehen.

Aber das ist für den Mehrwert des Buches m.E. auch nicht so elementar. Viel wichtiger als die Vermittlung von BWL-Wissen ist in diesem Buch eine "6-Schritte-Investmentgrundausbildung". Die kann tatsächlich eine brauchbare Orientierung geben für Leser, die ganz am Anfang ihres Weges zum erfolgreichen Privatinvestor stehen und damit beginnen wollen, ihre Finanzen zu ordnen.


Ein ganzes Kapitel widmet Philipp den Banken, Vermögensverwaltern und Fondsmanagern. Hier lässt er Victor, die Hauptfigur dieses Bildungsromans, aus dem Nähkästchen plaudern. Ich habe beim Lesen einige Male geschmunzelt. Denn ich habe einiges von dem wiedergefunden, das ich selbst durch meine Co-Founder-Rolle bei The Digital Leaders Funds an Merkwürdigkeiten in der Asset-Management-Branche beobachtet habe.


In den folgenden Kapiteln findet der Leser auch einige Grundlagen für Immobilieninvestments und generelle Überlegungen, die man bei der Gründung eines eigenen Unternehmens anstellen sollte.

Erst auf den letzten 75 Seiten geht es dann um Aktien und die Börse. In leicht verständlicher Art und Weise lernt der Leser die Grundlagen dafür kennen, wie man mit aktiven Investments den Index schlagen kann. Im wesentlichen sind diese Kapitel dann aber eine Einführung in die Aktien-Anlagestrategie rund um das "Faire KGV" zur Bewertung und das QFMA-Modell zur Portfoliogewichtung, die Philipp Haas auch auf seinem Blog und seinem Investresearch TV YouTube-Kanal an mittlerweile über 20.000 Abonnenten vermittelt.

Fazit

Philipp hat sein erstes Buch bewusst in Eigenregie ohne einen Verlag herausgebracht. In der mir vorliegenden Version direkt nach Veröffentlichung enthielt das Buch leider noch etliche grammatikalische Fehler, der Lektor hatte hier keinen guten Job gemacht. Philipp hat mir versichert, dass diese Probleme mittlerweile durch einen weiteren Lektor behoben wurden. Print-On-Demand (made by Amazon) macht die ständige Verbesserung eines solchen Werkes möglich, ohne auf die klassische Neuauflage warten zu müssen. Ein Hoch auf die Digitalisierung.


Vom Inhalt her hat mich "Die Kunst des Investierens" wirklich erstaunt: ich hatte eine ausführliche Darstellung der Aktien-Anlagestrategie von Philipp Haas erwartet. Stattdessen bekam ich einen locker und leicht lesbaren Finanzbildungsroman, den ich allen jungen Menschen empfehlen kann, die auf der Suche nach jener pragmatischen Finanzbildung sind, die unsere öffentlichen Schulen in Deutschland nicht vermitteln.


Ich werde das Buch jedenfalls meinen eigenen Teenager-Kids ans Herz legen und bin gespannt auf deren Feedback. Aus meiner Sicht ist das Buch durchaus dafür geeignet, die "Suche nach dem guten Leben" eines jungen Menschen zu unterstützen.

Wenn Du auch in Zukunft immer mal wieder meine Meinung zu dem ein oder anderen Finanzbuch lesen möchtest, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen High-Growth-Investing-Newsletter abonnieren.

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