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  • Stefan Waldhauser

Mein Ausstieg bei Opera und der Fall Rocket Internet



Vertrauen ist nicht alles - aber ohne Vertrauen ist alles nichts.


Ich weiß leider nicht von wem dieses Zitat stammt. Aber für mich ist diese Lebensweisheit an der Börse genauso wichtig wie im Umgang mit Menschen in anderen Bereichen meines privaten und beruflichen Lebens.


Wenn ich einem Management und den Großaktionären „meiner“ Unternehmen nicht (mehr) vertrauen kann, dann will und kann ich nicht (länger) an einer Company beteiligt sein. 


Denn was hilft es, wenn sich (wie erwartet und korrekt analysiert) eine positive Weiterentwicklung "unseres" Unternehmens einstellt, aber man sich als Kleinaktionär nicht darauf verlassen kann, dass alle Aktionäre gleichermaßen an der Wertschaffung partizipieren? 


Die allermeisten kleinen und mittelgroßen Unternehmen an der Börse werden kontrolliert durch einen Großaktionär. Wir Kleinaktionäre sind immer ein stückweit davon abhängig, dass die Großaktionäre sich fair verhalten und diese Machtposition nicht ausnutzen. Ich rede hier nicht unbedingt von betrügerischen Machenschaften und krimineller Energie wie im Falle Wirecard. Ein solcher echter Bilanzbetrug kommt glücklicherweise sehr selten vor und es ist mir in meiner über 30-jährigen "Investoren-Karriere" nur zweimal passiert, dass ich als Aktionär einem betrügerischen Management auf den Leim gegangen bin. 


Aber es gibt leider genügend legale Möglichkeiten für Großaktionäre, zahlreiche Gestaltungsspielräume zu ihren Gunsten auszunutzen und die Kleinaktionäre zu benachteiligen. Man könnte das dann auch legalen Betrug nennen. 

Der Fall Rocket Internet


Davon können aktuell die Aktionäre von Rocket Internet ein Lied singen: nachdem die Samwer-Brüder als Großaktionäre vor 6 Jahren ihre Rocket Internet Holding zu einem Preis pro Aktie von über 40€ an die Börse gebracht haben, soll es jetzt durch ein Delisting den Rückzug von der Börse geben.


In der Zwischenzeit gab es tolle Erfolgsstories von Beteiligungen aus dem Hause Rocket Internet wie Hello Fresh und Delivery Hero, aber leider haben die Rocket Aktionäre unterm Strich nicht davon profitiert: der Wert ihrer Aktien hat sich in der Zwischenzeit halbiert. 


Die Rocket-Kleinaktionäre sollen nun mit weniger als 50% des IPO-Preises abgefunden werden, da das Management festgestellt hat, dass Rocket Internet die Börsennotierung zur Finanzierung nicht länger braucht. Oliver Samwer als CEO und Großaktionär reibt sich die Hände und "schöpft die verborgenen Werte der Beteiligungen für sich ab.“   


Für mich ist das Delisting von Rocket Internet legaler Betrug. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Aktionäre und nach dem Wirecard-Debakel ein weiterer Rückschlag für die Aktienkultur in Deutschland.


Das Vertrauen in Oliver Samwer hatte ich nach Augenzeugenberichten über seinen rüden Umgang mit Start-Ups schon vor Jahren verloren. Jetzt zeigt er ganz offen sein wahres Gesicht.


Der Fall Opera 


Auch die norwegische Opera aus meinem Portfolio wird durch ihren Großaktionär beherrscht. In meinen Opera-Beiträgen für den DLF-Blog hatte ich die komplexe Struktur rund um den chinesischen Milliardär und Mehrheitseigner Yahui Zhou beschrieben. 


Die Situation als europäisches Unternehmen unter chinesischer Führung mit US-Börsennotierung und den Zielmärkten in den Emerging Markets verlangte schon immer eine gehörige Portion Vertrauensvorschuss. Dieser ist jetzt aufgebraucht.


Leider haben Baki Irmak, Fondsmanager von The Digital Leaders Fund, und ich in den vergangenen Monaten zunehmend den Eindruck gewonnen, dass Opera ein ernsthaftes Corporate Governance Problem hat. Das Unternehmen ist für mich persönlich bzw. für das High-Tech Stock Picking wikifolio und auch The Digital Leaders Fund damit nicht länger investierbar. 


Die letzten Entwicklungen bei Opera rund um die Gründung der Nanobank hat Baki Irmak kürzlich hier auf dem DLF-Blog zusammengefasst. Unsere Fragen an das Unternehmen rund um die Bewertung der Nanobank sind nicht ausreichend beantwortet worden. Daher haben wir den Ausstieg aus Opera beschlossen. Sicherlich ist das eine subjektive Beurteilung der Lage und es ist sicherlich so, dass andere Investoren andere Maßstäbe anlegen. Wenn man Opera rein rational analysiert, dann wird man feststellen, dass das Unternehmen aktuell an der Börse unter Wert gehandelt wird.  Aber für mich hat eine Investition auch immer viel mit Bauchgefühl und den handelnden Personen zu tun. 


Mit dem Opera Anteilschein im Depot fühle ich mich nicht mehr wohl. Auch wenn ich dem Unternehmen nach wie vor sehr viel zutraue, die große User-Basis viel mehr wert sein sollte und ich die schnelle Entwicklung der Company in verschiedene Märkte hinein beeindruckend finde. 


Ich bedauere diese Entwicklung sehr, gerne hätte ich Opera langfristig als Miteigentümer begleitet. Aber ohne Vertrauen ist alles nichts.


Und nun?

Durch den Ausstieg aus Opera und etlichen Gewinnmitnahmen in den vergangenen Wochen habe ich nach langer Zeit nun mal wieder 30% Cash für das High-Tech Stock Picking wikifolio aufgebaut.


Wenn Du nicht verpassen willst wie ich diese Mittel in der nun angelaufenen Korrektur an den Tech-Märkten investiere, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenlosen High-Growth-Investing Newsletter bestellen. 

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