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Stefan Waldhauser

Was bringt 2024 für die Glorreichen Sieben? Teil 2 (Microsoft, Amazon, Meta, Alphabet)



Die Glorreichen Sieben

Ihr habt es so gewollt: Auf vielfachen Wunsch veröffentlichte ich in der vorherigen Woche im 1. Teil dieses Artikels meine Meinung zu den absturzgefährdeten Aktien von Apple, Tesla und Nvidia. Das gefiel nicht jedem Leser. Gleich mehrfach wurde mir fehlender Tiefgang in der Analyse vorgeworfen.


Und tatsächlich sind meine kritischen Beiträge zu diesen Big Tech Werten nicht gerade eine Meisterleistung in Sachen Aktienanalyse. Aber das ist in diesem Fall auch gar nicht mein Anspruch. Ich bin weder in diesen Unternehmen investiert, noch befinden Sie sich auf meiner Watchlist. Ich habe einfach nur eine starke Meinung zu Big Tech wie unzählige andere Marktbeobachter auch.


Manchmal genügt es mir bei solchen Riesenkonzernen auch einfach, die Aktienbewertung, die Technologie- und Marktentwicklung sowie die Stimmung an der Börse zu beobachten, um eine Einschätzung zu geben. Diese fällt bei mir als unabhängigem Anleger, der gerne auch mal antizyklisch handelt, dann öfters mal kritischer aus als bei den meisten Sell-Side-Analysten. Ich finde es wichtig, auch da eine mahnende Stimmlage anzuschlagen, wenn es notwendig ist. Die Fans von Apple, Tesla und Nvidia mögen mir verzeihen.


Auch der vorliegende 2. Teil meiner Einschätzung zu den Glorreichen Sieben wird kein Analysten Glanzstück werden. Es geht mir auch hier "nur" darum, meine Meinung zu äußern. Denn viele von Euch interessiert das, wie ich den zahlreichen Anfragen entnehmen kann.


Wenn Du lieber die ausführlicheren Aktienanalysen mit mehr "Tiefgang" zu meinen Portfoliowerten liest, dann kann ich das gut verstehen. Und um solche Investment Cases rund um Tech-Aktien aus der zweiten und dritten Reihe geht es dann auf diesem Blog auch wieder schwerpunktmäßig in den kommenden Wochen, versprochen!


Doch hier zunächst meine aktuelle Einschätzung zu Microsoft, Amazon und Meta:


Microsoft

Microsoft wird als DER große Gewinner der AI Revolution gefeiert. Und tatsächlich ist es eine großartige Managementleistung, wie es dem CEO Satya Nadella in den vergangenen 12 Monaten gelungen ist, eine zukunftsweisende wahrhaft strategische Partnerschaft mit Sam Altman und OpenAI zu schmieden.


Zwischenzeitlich sah es sogar ganz danach aus, als würde Sam Altman vollständig zu Microsoft wechseln. Dass es schlussendlich nicht so gekommen ist, sehe ich zumindest mit Hinblick auf die größere Innovationskraft von OpenAI als unabhängiges Unternehmen eher positiv für Microsoft.


Die Wachstumsperspektiven für Microsoft als Betreiber der zweitgrößten Public Cloud haben sich mit dem OpenAI Schulterschluss nochmals weiter verbessert. Ich halte es für gut möglich, dass Microsoft Azure mit aktuell 25% Marktanteil in den kommenden Jahren zu Amazons AWS (derzeit 30%) aufschliessen kann.


Die AI Euphorie rund um Microsoft ist groß und die Microsoft Aktie hat 2023 extrem von diesem AI Boom profitiert. Die Aktie notiert auf Allzeithoch und hat gerade Apple als wertvollstes Unternehmen der Welt entthront.


Microsoft Analystenschätzungen

Die Analysten erwarten für das bereits im Juni zu Ende gehende Geschäftsjahr 2024 für Microsoft ein Wachstum von fast 15%, das sich auch in den Folgejahren in der gleichen Größenordnung bewegen soll. Ich halte das für sehr ambitioniert, denn das bedeutet ein absolutes Umsatzwachstum von über $30 Mrd. in nur einem Jahr! In meinem Beitrag zur wundersamen AI basierten Geldvermehrung hatte schonmal versucht, das Umsatzpotential aus den AI Copiloten einzuordnen.


Gleichzeitig erwarten Analysten, dass sich die ohnehin extrem hohe Profitabilität von Microsoft mit EBITDA Margen nahe 50% noch etwas weiter steigern lässt. Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, wie das funktionieren soll: Die Umsatzsteigerung soll aus den neuen AI Produkten kommen. Diese verschlingen aber zunächst mal unglaublich viele teure Ressourcen (auf die Preisexplosion bei Nvidia Chips hatte ich in Teil 1 schon hingewiesen). Woher soll da eine Margenausweitung kommen bei einem Unternehmen, das doch ohnehin schon seit Jahren seine Profitabilität mit Bravour optimiert?


Die Bewertung der Microsoft Aktie ist nach der Kursrallye aus 2023 mittlerweile wieder sehr sportlich. Die aktuellen Rekordkurse sind vor allem aufgrund einer Ausweitung der Bewertung zustande gekommen. Das KGV ist in den vergangenen 12 Monaten von 28 auf 38 gestiegen, das Cashflow-Multiple noch krasser von 28 auf 45.


Bewertung der Microsoft Aktie

Die Microsoft Aktie wird so bewertet, als ob sich das hochprofitable Umsatzwachstum in Richtung 20% p.a. beschleunigen wird. Ich halte das bei aller AI Euphorie für nicht realistisch.


Denn vielleicht kann der Tech-Riese den Umsatz pro Wissensarbeiter im KI Zeitalter wirklich erheblich steigern. Aber gleichzeitig dürfte sich aufgrund der durch KI erzielbaren Produktivitätsgewinne auch ein Kannibalisierungseffekt einstellen. Viele Unternehmen werden im AI Zeitalter einfach zukünftig weniger Mitarbeiter und entsprechend weniger Microsoft Lizenzen benötigen.


Die Microsoft Aktie nimmt für 2024 schon viele gute Nachrichten vorweg und ist "priced for perfection". Was passiert, falls die neuen AI Copiloten sich nicht so gut verkaufen wie erwartet? Die Aktie hat jedenfalls eine recht hohe Fallhöhe erreicht, die Ernüchterung nach dem AI Hype könnte zu einer deutlichen Korrektur führen.


Fazit: Ich kann in einem Microsoft Investment zum jetzigen Zeitpunkt kein gutes Chance-/Risikoverhältnis erkennen.


Amazon

Obwohl Amazon in diesem Jahr bereits seinen 30. Geburtstag feiert (man glaubt es kaum), befand sich der Konzern bis vor zwei Jahren noch immer im Land-Grab Modus: Umsatzwachstum und das Erobern immer neuer Märkte genoss bei Jeff Bezos und seinem Nachfolger als CEO Andrew Jassy grundsätzlich Vorrang vor Profitabilität und Cashflow Wachstum.


Diese Amazon Strategie funktionierte viele Jahre lang und wurde von Investoren lange Zeit gefeiert. Mit der Zinswende veränderte sich deren Vorlieben jedoch ziemlich abrupt, in 2022 wurde die Amazon Aktie aufgrund fehlender Profite fürchterlich abgestraft und verlor über 50% an Wert.


Seitdem weht bei Amazon ein anderer Wind: Das Management agierte 2023 extrem kostenbewusst und schreckt auch vor unpopulären Sparmaßnahmen nicht zurück, um die noch defizitären Einheiten wie die Streaming-Plattform Twitch schnellstmöglich in die Profitabilität zu führen.


Der Erfolg zeigte sich bereits deutlich in den jüngsten Amazon Geschäftszahlen: Beim eCommerce-Segment sah man zuletzt eine beeindruckende Verbesserung bei der operativen Marge. Und trotz des schwächelnden AWS Cloud Wachstums wird Amazon für 2023 bei knapp zweistelligem Umsatzwachstum große Sprünge bei der Profitabilität ausweisen können.


Amazon Analystenschätzungen

Den Analystenerwartungen zufolge soll der Gewinn pro Aktie für 2023 nach einem Verlust im Vorjahr ca. 2,70$ betragen und sich in den kommenden drei Jahren mehr als verdoppeln.


Dazu beitragen sollen weitere Margenverbesserungen im eCommerce. Die resultieren aus boomenden Werbeeinnahmen und steigenden Einnahmen aus margenstarken Gebühren von Drittanbietern auf der Amazon Plattform.


AWS dürfte seine Konsolidierungsphase 2024 hinter sich bringen und sollte letztendlich wie auch Microsoft Azure davon profitieren, dass die Kunden immer mehr AI Applikationen in die Cloud bringen.


Im Gegensatz zu Apple und Microsoft ist Amazon auch nach dem beeindruckenden Kurswechsel in 2023 noch längst nicht zu 100% auf Profitabilität getrimmt. Die Analysten sehen zurecht großes Potential für weitere erhebliche Steigerung von Cashflow und Gewinn in den kommenden Jahren.


Das optisch hohe Amazon KGV von über 50 für 2023 kann daher täuschen, es dürfte bei gleichbleibendem Aktienkurs bis 2026 in Richtung 20 fallen. Das klingt nicht unbedingt nach einem Schnäppchen (ist es auch nicht), ist aber auch nicht abstrus hoch.


In den vergangenen Jahren wurde immer wieder mal über eine Abspaltung von AWS spekuliert. Wahrscheinlich wäre ein solches Spin-Off sogar die beste Möglichkeit, um zusätzlichen Shareholder Value für die Amazon Aktionäre zu schaffen.


Der Hintergrund für diese These: AWS hätte auch als unabhängiges Unternehmen gute Chancen, zu den wertvollsten Unternehmen der Welt zu gehören. Denn in 2024 dürfte AWS die $100 Mrd. Umsatzmarke knacken. Im letzten Quartal erzielte AWS bereits eine operative Marge von 30%. Es ist realistisch dass AWS 2024 ca. $30 Mrd. EBIT erzielt. Bei einem Multiple von 20-25 wäre AWS damit $600-$750 Mrd. wert, das ist in etwa die Hälfte des Enterprise Value vom gesamten heutigen Amazon Konzern.


Damit würde AWS von seiner Bewertung her sogar Tesla überflügeln und dieser Unternehmenswert würde locker ausreichen für einen Platz unter den 10 größten Unternehmen der Welt gemessen am Enterprise Value.


Fazit: Insgesamt ist Amazon für mich seit Jahren unverändert eine gute langfristige Halteposition. Nicht mehr aber auch nicht weniger.


Meta Platforms

Im Januar 2022 trennte ich mich nach 5 Jahren Haltezeit mit schönem Gewinn von meinen Meta- bzw Facebook Aktien. Die Gründe dafür hatte ich hier dokumentiert. Die Entscheidung war damals goldrichtig, in den 11 Monaten nach meinem Verkauf sank die Aktie nach dem Abebben des Metaverse-Hypes um über 70%.


Nicht richtig antizipiert habe ich leider die 2023 folgende rasante Erholung der Meta Aktie, die all diese zwischenzeitlichen Verluste wieder wettmachen konnte und heute wieder in der Nähe ihres 2021 erzielten Allzeithochs notiert.


Dabei gibt es gute fundamentale Gründe für dieses Comeback: Mark Zuckerberg hat seinen 2021 eingeschlagenen Irrweg ins Metaverse gestoppt oder zumindest wesentlich verlangsamt und die geplanten Investitionen in das Thema radikal gekürzt. Es bleibt abzuwarten, ob das Thema Augmented Reality durch die neuen Apple Devices evtl. neuen Schwung bekommt. Aber der Meta Konzern ist mittlerweile auch gut darauf vorbereitet, wenn unsere Zukunft sich nicht wie erwartet hinter einer AR/VR-Brille abspielt (wovon ich nach wie vor ausgehe).


Seit meinem Ausstieg aus der Meta Aktie vor 2 Jahren hat sich viel verändert in der kurzlebigen Social Media Landschaft: Elon Musk hat Twitter übernommen, in X umbenannt und durch seine Firmenpolitik viele Werbekunden verärgert und in die Hände von Mark Zuckerberg getrieben. Meta hat die Gunst der Stunde genutzt und mit der Kurznachrichten Plattform "Threads" eine echte Alternative zu X gelauncht. Auch ich bin unter meinem Handle @stwboerse jetzt auf Threads hier nun (fast) täglich aktiv.


TikTok hat weitere Marktanteile hinzugewonnen mit mittlerweile über 150 Mio. aktiven Nutzern in USA und über 20 Mio. in Deutschland. Mittlerweile spricht es sich auch in der Politik (zumindest außerhalb der EU) herum: Es kann nicht im Sinne der westlichen Welt sein, wenn ein von China kontrollierter Konzern mit einem geheimen Algorithmus bestimmt, welche Influencer mit welchen Messages auf die jüngere Generation einwirken.


Die Gefahr einer drohenden zwangsweisen Zerschlagung des Meta Konzerns durch den US Regulator ist m.E. in den vergangenen beiden Jahren eher gesunken, da Meta angesichts der Konkurrenz durch TikTok weniger marktbeherrschend ist als zuvor.


Der rasante Aufschwung der Meta Aktie in 2023 war fundamental gut begründet durch einen beeindruckenden Turn-Around bei den Geschäftszahlen, der trotz eines schwächelnden Werbemarktes erreicht wurde. Der Meta Umsatz wird 2023 um ca. 15% steigen und die EBITDA Marge bei weit über 50% landen (nach Umsatzstagnation und 36% EBITDA-Marge in 2022). Der Gewinn pro Aktie soll für 2023 laut Analysten um zwei Drittel auf über 14$ steigen, was einem KGV von 25 entspricht.


Analystenschätzungen für Meta Platforms

Das klingt genauso realistisch wie fair für ein Unternehmen, dem ich noch auf Jahre hinaus ein zweistelliges Umsatzwachstum bei weiter überproportional steigenden Profiten zutraue. Im Gegensatz zu Apple und Microsoft ist der Meta-Konzern noch längst nicht kostenoptimiert und auch das Monetarisierungspotential der eigenen Plattformen (Stichwort WhatsApp und Threads) ist noch längst nicht ausgereizt.


Fazit: Für mich ist Meta Platforms neben Alphabet die interessanteste Aktie unter den Magnificient 7.

Alphabet

Womit wir bei Alphabet wären, der einzig verbliebene Big Tech Aktie in meinem investierbaren Musterportfolio. Auch die Alphabet Aktie notiert nach einem rasanten Kursanstieg wieder in der Nähe ihrer 2021 erreichten Höchststände. Und ist als Portfoliowert immer wieder mal ein Thema für mich hier auf diesem Blog.


Daher verzichte ich an dieser Stelle auf eine neue Einschätzung, sondern verweise auf mein letztes Update zur Alphabet Aktie vom Oktober 2023. Eine aktuelle Einschätzung zu Alphabet plane ich dann wieder nach den für den 1. Feb 2024 geplanten Geschäftszahlen ein.


Wenn Du Alphabet, Big Tech sowie viele anderen Growth- und Technologieaktien in Zukunft gemeinsam mit mir beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier meinen kostenfreien Newsletter abonnieren.


Disclaimer. Der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzt Aktien von Alphabet und Amazon. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise





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