Corona-Panik leitet überfällige Korrektur von Microsoft und Apple ein
Normalerweise beteilige ich mich nicht an den vielerorts beliebten Diskussionen über die kurzfristigen Bewegungen an den Finanzmärkten. Denn Timing halte ich für Glückssache - ich möchte meine Energie nicht dafür verschwenden.
Auch in diesem Beitrag wirst Du von mir keinen Hinweis darauf erhalten, wie lange die aktuelle Verkaufspanik noch anhält, die an den Weltbörsen durch die internationale Ausbreitung des Corona-Virus ausgelöst wurde. Ich werde auch nicht darüber spekulieren, welche Art von Erholung (V-förmig oder U-förmig?) wir in den Indizes nach Abschluss der Korrektur sehen werden. Oder ob wir vielleicht gerade jetzt den Anfang eines langen Bärenmarktes erleben.
All diese spannenden Diskussionen überlasse ich gerne anderen, deren Kristallkugel besser funktioniert als meine. Stattdessen will ich mich mit diesem Beitrag an einer Einschätzung versuchen, was es mit der aktuellen 15%-Kurskorrektur der Tech-Riesen auf sich hat.
Quelle: CNN
Gerne wird ja der Fear&Greed Index von CNN bemüht, um die Stimmung der Anleger in einer einzigen Kennzahl abzubilden. Dieser Indikator weist gerade - wenig überraschend - auf extreme Furcht hin. Viele Leute behaupten, dies sei dann generell ein guter Zeitpunkt, um antizyklisch Aktien zu kaufen. Leider habe ich noch keine statistische Untersuchung der tatsächlichen Korrelation dieses Indikators zu den Entwicklungen der Aktien-Indizes gesehen. Das wäre wohl mal eine interessante Aufgabe für eine Studienarbeit.
Ich bin etwas skeptisch was diesen viel beachteten Fear&Greed-Index angeht. Denn wenn man sich dessen Definition einmal genauer anschaut, dann erkennt man, wie einfach das mit 7 Kennzahlen gemessene Momentum am Markt zu einer einzigen plakativen Kennzahl zusammengefasst wird.
Je mehr schwache Börsentage wir erleben, desto tiefer fällt der Fear&Greed-Indikator. So einfach ist das (mehr oder weniger). Das jetzt als ein Kaufsignal zu interpretieren bedeutet ungefähr soviel wie die Binsenweisheit, dass es nach x schwachen Tagen auch mal wieder aufwärts gehen wird. Das ist nicht besonders hilfreich.
Quelle: CNN
Der Fear&Greed Index oszilliert im Zeitablauf sehr hektisch hin- und her und ich kann Dich nur davor warnen, Deine Kauf- und Verkaufsentscheidungen zu sehr an diesem einen Indikator auszurichten. Da ist es doch viel hilfreicher, Deine Zeit mit der Fundamentalanalyse einzelner Unternehmen zu verbringen. Setze Dich insbesondere mit der Bewertung der entsprechenden Aktien am Markt auseinander, um ein Gefühl dafür zu entwicklen, ob bestimmte Aktien gerade teuer oder aber im Sonderangebot sind.
Generell bin jedoch auch ein großer Befürworter einer antizyklischen Verhaltensweise und daher kann der Fear&Greed-Indikator wohl durchaus eine Hilfestellung leisten, wenn man sich denn am Timing des Marktes versuchen will.
Ich persönlich sehe den Fear&Greed Index als Visualisierung des alten Kostolany-Zitats „Kaufen wenn die Kanonen donnern.“ Und das war in der Vergangenheit ja auch oftmals sehr hilfreich.
Aber sollte man jetzt - wo die Kanonen donnern - schon wieder Aktien der Tech-Riesen kaufen?
Corona-Panik als Auslöser der überfälligen Korrektur
Derzeit sind viele Anleger davon überzeugt, dass der aktuelle Abverkauf nur durch die allgemeine Panik rund um Corona ausgelöst ist und dass sich insbesondere die Aktien von erstklassigen Unternehmen wie Microsoft oder Apple nach Beendigung der Virus-Krise wieder zügig in Richtung der alten Höchstkurse erholen werden. Das wäre dann die sogenannte V-förmige Erholung.
Wie kommt diese Überzeugung und dieser Optimismus eigentlich zustande?
Weil es in den letzten Jahren immer wieder nach einer Korrektur so war!?
Das klingt für mich nicht gerade nach einer überzeugenden Begründung.
Auch ich bin sehr optimistisch, dass wir die akute Angst vor dem Virus in einigen Monaten hinter uns gelassen haben. Ich glaube (noch) nicht, dass durch die aktuelle Störung vieler globaler Lieferketten eine tiefe weltweite Rezession ausgelöst wird. Und wenn doch, dann ist das weder das Ende der Welt noch das Ende der Unternehmen in unserem Portfolio, die i.d.R. effizient und ausreichend kapitalisiert aus eigener Kraft zügig wachsen. Eine Rezession würde diese Unternehmensentwicklungen höchstens bremsen. Daher werde ich das Virus auch ganz bewusst weiterhin ignorieren, wenn es um den Einstieg oder Exit aus einem Portfolio-Unternehmen geht.
Weniger optimistisch bin ich jedoch bzgl. einer schnellen V-förmigen Erholung von Apple, Microsoft und etlichen anderen Highflyern der letzten Jahre. Ich denke sogar, dass wir die noch vor wenigen Wochen erreichten Höchstkurse bei diesen Unternehmen für eine längere Zeit nicht wieder sehen werden.
Denn der Kursanstieg von Microsoft und Apple ging einher mit einer stetigen Ausweitung des EV/Sales-Verhältnisses. D.h. die Aktien dieser Tech-Riesen sind in den letzten Jahren immer teurer geworden.
Das ist zum Teil auch gerechtfertigt durch die Veränderung des Geschäftsmodells hin zu immer mehr Subskriptionen und gut planbaren Umsatzströmen rund um die Cloud-Dienste. Microsoft ist natürlich nach wie vor ein herausragendes Unternehmen. Hier hatte ich im Oktober 2019 bei Kursen unter 140$ begründet, warum ich die MIcrosoft-Aktie dennoch verkauft habe. Jetzt gibt es noch zusätzliche Herausforderungen durch den Virus und eine damit begründete Umsatz- und Gewinnwarnung.
Zum richtigen Preis wäre ich gerne wieder an einem Weltmarktführer wie Microsoft beteiligt. Aber ich würde über einen Wiedereinstieg erst dann wieder nachdenken, wenn das EV/Sales-Verhältnis deutlich unter 6 fällt. Das bedeutet ein weiteres Abwärtspotential von 30%.
Ich würde nicht darauf wetten, dass es tatsächlich zu einem solchen Abverkauf aufgrund der Virus-Krise kommen wird. Ich gehe aber davon aus, dass die aktuelle Korrektur von gerade mal 15% die in den letzten Jahren entstandene Überbewertung noch längst nicht vollständig abgebaut hat. Die Microsoft Aktie ist auch jetzt noch teuer - und zwar unabhängig von den möglichen Auswirkungen des Corona-Virus auf die Geschäftszahlen in 2020.
Bei Apple sieht es nach der Korrektur etwas entspannter, aber auch nicht grundlegend anders aus.
Geplante Outperformance in der Erholungsphase
In der aktuellen Verkaufs-Panik wird zunächst mal alles abverkauft und zwar unabhängig von einzelnen Unternehmensentwicklungen und Unternehmensbewertungen. Auch das High-Tech Stock PIcking wikifolio hat innerhalb von 10 Tagen gut 10% verloren. Ich bin in diesen Marktphasen immer dann zufrieden, wenn mein Portfolio, welches zum Großteil aus volatilen Mid-Caps besteht, nicht mehr verliert als der Gesamtmarkt. Dabei hat natürlich auch die Cashquote von aktuell 23% geholfen, die ich im Laufe der letzten Wochen im High-Tech Stock Picking wikifolio durch Gewinnmitnahmen aufgebaut hatte.
Sehr positiv überrascht bin ich, dass The Trade Desk, Opera, Etsy und Square nach erstklassigen Geschäftszahlen gegen den starken Abwärtstrend in der vergangenen Woche sogar zulegen konnten und nun allesamt auf 30-Tages-Sicht eine positive Tendenz zeigen.
Denn oftmals wird die Outperformance der zu tief gefallenen Qualitäts-Aktien erst nach Beendigung der Verkaufspanik in der darauf folgenden technischen Erholungsphase realisiert. Die genannten Aktien aus dem High-Tech Stock Picking wikifolio haben aktuell so gute Zahlen vorgelegt, dass ich sehr optimistisch bin, dass die erhoffte V-förmige Erholung dort durchaus stattfinden und bei einigen Werten sogar zügig zu neuen Höchstkursen führen wird.
Ich bin SEHR zufrieden mit dem Verlauf der Berichtssaison. Einige "unserer" Aktien sind jetzt aufgrund der Kursverluste und der gleichzeitig guten Unternehmensentwicklung sogar so attraktiv bewertet wie schon lange nicht mehr. Das ist eine hervorragende Ausgangsposition für den weiteren Verlauf des Jahres.
Doch das ist ein Thema für einen anderen Blog-Beitrag und eine Zeit, in der die allgemeine Panik vorbei und gute Argumente und Unternehmens-Analysen wieder gefragt sind. In den kommenden Wochen werde ich auf dem Blog von The Digital Leaders Fund zu „unseren" Unternehmen wie gewohnt Updates geben.
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