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Stefan Waldhauser

Die Rule of 40 - Einfach herausragende Technologieaktien finden


Ideen finden

Falls Du diesem Blog noch nicht so lange folgst, so möchte ich Dir zur Einführung in das Thema die bisherigen Artikel meiner Posting-Serie zur High-Growth-Investing-Anlagestrategie empfehlen:

Heute möchte ich nun im vorliegenden 4. Teil dieser Blog-Serie eine im deutschsprachigen Bereich viel zu wenig beachtete Kennzahl diskutieren. Sie stammt eigentlich aus der vorbörslichen US Venture Capital Welt. Aber ich verwende diese Benchmark auch gerne, um herausragende börsennotierte Wachstums-Unternehmen zu identifizieren.

Die "Rule of 40"

Es geht darum wie man mit der „Rule of 40“ (auch Bessemer Efficiency Score genannt) die Effizienz des Wachstums eines Unternehmens und somit die Güte des Geschäftsmodells einschätzen kann.

Das schönste daran ist, dass diese wertvolle Kennzahl unglaublich einfach zu berechnen ist. Denn dieser Efficiency Score ist einfach die Summe aus Umsatzwachstum und der Free Cashflow-Marge und wird in einer Prozentzahl ausgedrückt.

Efficiency Score (%) = Growth Rate (%) + Free-Cash-Flow-Margin (%)

Die Rule of 40 besagt, dass ein erstklassiges Technologieunternehmen über viele Jahre hinweg einen Efficiency Score von über 40% haben sollte.

Je höher diese Kennzahl, desto besser das Unternehmen. So einfach ist das. ;-)

Was bedeutet die "Rule of 40"?

Diese Faustformel besagt, dass für ein junges Unternehmen, welches explosionsartig mit 100% im Jahr wächst, eine negative Cashflow-Rate von 60% noch akzeptabel ist. Sobald aber das Wachstum nachlässt und auf 40% im Jahr sinkt, so sollte der Free Cash Flow ausgeglichen sein.

D.h. das Unternehmen sollte dann kein externes Geld mehr benötigen, um sein Wachstum zu finanzieren. Und wenn später in der Unternehmensentwicklung das Wachstum auf z.B. 15% sinkt, so sollte eine FreeCash-Flow-Rate von 25% erzielt werden.

Diese Rule of 40 - Bewertung stammt wie gesagt ursprünglich aus der amerikanischen Venture-Capital-Welt und wird dort schon länger vor allem in der Softwareszene verwendet, um erstklassige SaaS-Unternehmen vom grossen Rest zu unterscheiden.

Der Preis des Wachstums

Der Hintergrund ist, dass jedes Wachstumsunternehmen eine vernünftige Balance finden muss zwischen Wachstum und Profitabilität. Zusätzliches Wachstum kostet Geld und geht zu Lasten der Profitabilität.

Sehr oft gucke ich mir verlustträchtige Unternehmen an, die zwar z.B. um beachtliche 40% p.a. wachsen, aber dabei Unmengen an Geld verbrauchen. Vom Management hört man dann oftmals Statements wie „wir könnten ja jederzeit profitabel sein, sobald wir weniger Geld in Marketing und Vertrieb stecken“.

Das ist zwar richtig, aber wie kann man einschätzen, was das für die Wachstumsraten bedeutet?

Der Efficiency Score gibt in jedem Fall einen guten Anhaltspunkt dafür wie erfolgreich ein Geschäftsmodell wirklich ist.

Der Efficiency Score im Zeitablauf

Tendenziell sinkt diese Kennzahl mit wachsendem Unternehmensumsatz in den Jahren nach dem IPO.

Der folgende Chart aus der "State of the Cloud 2017" - Präsentation von Bessemer Venture Partners zeigt, dass der durchschnittliche Score in den 2 Jahren nach dem IPO um immerhin 10 Prozentpunkte zurückgeht.

Different efficiency scores at different stages

Aber wir geben uns natürlich mit diesen Durchschnittswerten einer Durchschnitts-Company nicht zufrieden, sondern suchen für unser Portfolio gerade die Unternehmen mit einem nachhaltig - d.h. über viele Jahre hinweg - überdurchschnittlichen Efficiency Score.

Hoher Score = Hohe Börsenbewertung

Übrigens ist diese Kennzahl vom Management (im Gegensatz zum ausgewiesene Gewinn) kaum zu manipulieren. Auch daher wird diese Benchmark insbesondere in USA viel verwendet von Growth-Investoren.

Nicht verwunderlich also, dass ein Unternehmen mit einem hohen Score typischerweise auch zu einem überdurchschnittlich hohen Umsatzmultiple an der Börse gehandelt wird. Und tatsächlich wurde da eine erstaunlich hohe Korrelation ermittelt, die Du in diesem interessanten TechCrunch-Artikel zur Rule of 40 nachlesen kannst.

Aber nicht nur Börsianer interessieren sich für den Efficiency Score als Benchmark. Es ist zu beobachten, dass Unternehmen mit einem hohen Efficiency Score auch besonders häufig für einen strategischen Preis von der Börse weggekauft werden von den Tech-Riesen.

Gute Beispiele für solch teure Übernahmen in jüngster Zeit sind Mulesoft (gekauft von Salesforce), Netsuite (gekauft von Oracle) oder LinkedIn (gekauft von Microsoft).

Im Einkauf liegt der Gewinn

Selbstverständlich ist dieser Score nur ein - wenn auch bedeutsames - Kriterium unter vielen für meine Aktienauswahl. Beim Kauf einer Technologie-Aktie muss grundsätzlich immer auch der Preis stimmen. Mindestens genauso wichtig wie die Rule of 40 ist also die Bewertung der Aktie gemessen z.B. am Verhältnis Enterprise Value/Sales.

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