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Stefan Waldhauser

Warum ich neben Facebook auch in die Alphabet Aktie investiert habe


Vor einigen Wochen habe ich hier im Blog darüber geschrieben, warum kein Ende der Facebook-Erfolgsstory in Sicht ist und ich die Facebook Aktie tatsächlich guten Gewissens auch für Value-orientierte Investoren empfehlen kann. Die aufmerksamen Beobachter meines High-Tech Stock Picking wikifolios unter Euch haben schon bemerkt, dass neben Facebook mit Microsoft und Alphabet noch zwei weitere Tech-Riesen in meinem Portfolio sind.

Heute möchte ich Euch etwas näher erläutern, warum ich in den vergangenen Monaten auch in die Google-Mutter Alphabet eingestiegen bin.

Quelle: https://seekingalpha.com/article/4094329-alphabet-bets

Der Alphabet Konzern

Vor mittlerweile 3 Jahren wurde der Google-Konzern neu strukturiert: an der Börse gehandelt werden seitdem Aktien der Google-Muttergesellschaft Alphabet. Google ist bekanntlich die grösste Werbeplattform der Welt und die unglaublichen Umsätze und Cashflows aus diesem Suchmaschinen-Geschäft haben Alphabet zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht.

Zum Alphabet-Konzern gehören neben Google und der führenden Video-Plattform YouTube aber auch noch diverse andere Unternehmen. Diese investieren aktuell grosse Summen in eine ganze Reihe von Zukunftstechnologien, tragen aber derzeit noch relativ wenig zum Umsatz bei. Einen guten Überblick über diese weiteren Geschäftsfelder bietet der folgende Artikel bei Seeking Alpha - Alphabet: Other Bets

Hohe Investitionen in die Zukunft

Einige Value-Investoren kritisieren, dass Google seit vielen Jahren Milliardensummen in neue Technologien steckt, der Cashflow aber zum allergrössten Teil immer noch am "alten" Anzeigengeschäft mit der Suchmaschine hängt. Und tatsächlich ist dieses Kerngeschäft etwas unter Druck geraten durch die zunehmenden alternativen Online-Werbemöglichkeiten auf Facebook + Co.

Die zahlreichen Alphabet-Tochterunternehmen und Beteiligungen forschen mit großem Aufwand auf zahlreichen Gebieten, die die Welt entscheidend verändern könnten. Allerdings ist in zahlreichen Bereichen erst langfristig mit umsatzrelevanten Erfolgen zu rechnen, d.h. der Wert solcher Forschungsbemühungen ist für einen Aktionär heute nur schwer abschätzbar.

Die Geduld der Alphabet-Aktionäre bzgl. anderer relevanter Umsatzquellen wurde auf eine lange Probe gestellt. Jetzt aber ist zumindest in meinen Augen abzusehen, dass für die mittelfristige Zukunft von Alphabet/Google gerade diese neuen Technologien zu wichtigen Umsatzträgern heranwachsen und zwar gleich auf mehreren der wachstumsstärksten Zukunftsmärkten überhaupt.

Ich werde im Folgenden daher nur auf die 3 Bereiche eingehen, bei denen der wirtschaftliche Erfolg für Alphabet bereits in den nächsten Jahren greifbar wird : es handelt sich um die Geschäftsfelder für Künstliche Intelligenz, Autonomes Fahren und Cloud-Infrastrukturen.

1. Künstliche Intelligenz (AI)

Es sieht ganz danach aus als ob aus dem aktuellen Hype um AI (= Artificial Intelligence) wirklich sehr relevantes Business für Alphabet entstehen könnte mit rasantem Wachstum in den kommenden Jahren. Einer Analystenstudie von IDC zufolge soll der AI-Markt von $12 Mrd. in 2017 wachsen auf $46 Mrd. in nur 3 Jahren bis 2020. Danach soll sich das Wachstum dann angeblich sogar noch beschleunigen.

Ich bin mit solchen Prognosen bzgl. der Wachstumsraten eines Zukunftsmarktes generell sehr vorsichtig, denn auch die großen Analystenhäuser wie IDC haben keine Kristallkugel und lagen in der Vergangenheit oft genug falsch mit ihren Prognosen.

Aber die ganz aktuelle Präsentation der neuesten Hardwareprodukte von Google gibt uns schon heute eine sehr konkrete Vorstellung davon, dass das Thema AI jetzt mehr ist als nur ein Hype.

Pixel Buds als Game Changer?

Vor wenigen Wochen wurden neben den neuesten Pixel Smartphones von Google unter dem Namen Pixel Buds auch neue Kopfhörer vorgestellt, die schon ab November 2017 erhältlich sind. Diese sind nahtlos mit dem Google Assistant integriert.

Das herausragende Feature der Pixel Buds ist die Möglichkeit zur Echtzeit-Übersetzung in mehr als 40 Sprachen.

Erste Demos sind äußerst beeindruckend:

Echtzeit-Übersetzung könnte ein echter „Game-Changer“ sein für die menschliche Kommunikation auf diesem Planeten. Die Marktbeobachter überschlagen sich jedenfalls nach ersten Praxistests der Pixel Buds mit ihren positiven Reaktionen.

Man muss natürlich abwarten wie gut die Übersetzung in der Praxis wirklich funktioniert und wie die Benutzerakzeptanz sein wird. Aber m.E. ist dieses Produkt mehr als ein guter Hinweis darauf, dass Alphabet/Google ganz vorn ist im Bereich von Machine Learning und AI.

Es bleibt abzuwarten was Apple dem entgegenzusetzen hat. Siri hat da jedenfalls momentan klar das Nachsehen...

2. Autonomes Fahren mit Waymo

Alphabet meint es sehr ernst mit den selbstfahrenden Autos.

Der Finanzmarkt war zunächst enttäuscht, als nach dem anfänglichen Hype um das Google-Auto in 2014 langsam klar wurde, dass man bei Google wohl doch nicht anstrebt, die autonomen Fahrzeuge komplett selbst zu fertigen. Mittlerweile wird jedoch zunehmend offensichtlich was die Strategie von Alphabet im Bereich des autonomen Fahrens sein wird.

Partnerschaften anstatt Eigenentwicklung

Um sich möglichst schnell ein möglichst großes Stück vom Zukunftsmarkt für autonome Fahrzeuge zu sichern, wird man auf Partnerschaften setzen. Das in 2017 von Google ausgegründete Unternehmen Waymo könnte sich unter dem Dach von Alphabet zum wichtigsten Automobilzulieferer der nächsten Jahrzehnte entwickeln.

Waymo bleibt dabei im Wesentlichen ein gut skalierbares Softwareunternehmen und muss selbst nicht all das Know-How für die KFZ-Massenproduktion aufbauen. Da hat man vielleicht auch von den Problemen bei Tesla etwas gelernt...

Waymo und die KFZ-Hersteller

Bereits heute gibt es Partnerschaften mit Fiat Chrysler und Honda, um die Selbstfahr-Technologie von Alphabet in deren Fahrzeugen auf die Strasse zu bringen. Gespräche mit General Motors und Ford laufen wohl auch schon. Das sind alles noch Pilotprojekte, aber m.E. werden wir hier in schon in den nächsten 1-2 Jahren große Deals sehen, die den weltweiten Mobilitätsmarkt verändern können.

Viele etablierten KFZ-Hersteller werden im Laufe der nächsten Jahre erkennen müssen, dass sie selbständig nicht in der Lage sind, die Technologien rund um das autonome Fahren zu entwickeln. Zumindest nicht zu tragbaren Kosten und in der Kürze der Zeit. Der Einkauf der benötigten Intelligenz fürs autonome Fahren bei Waymo ist dann der nächste logische Schritt. Das Ziel von Waymo ist m.E. ganz klar eine Art "Intel Inside" bei den autonomen Fahrzeugen zu werden.

Waymo und Lyft

Aber es geht bei Waymo nicht nur um den klassischen KFZ-Markt, sondern um den umfassenderen Markt für Mobilität insgesamt. Genauso wichtig wie die Partnerschaften mit den klassischen KFZ-Herstellern dürfte für Waymo/Alphabet auch die strategische Partnerschaft mit dem Fahrdienstanbieter Lyft sein. Das Unternehmen ist hierzulande noch wenig bekannt, hat sich aber in USA landesweit zum grossen Rivalen von Uber entwickelt.

Alphabet hat bei Lyft gerade eine Milliardensumme investiert und wird entscheidend daran beteiligt sein, gemeinsam mit Lyft eine selbstfahrende Roboter-Taxi-Flotte auf die Strassen zu bringen. In einigen US-Großstädten dürfte das schon bis 2021 Realität werden. Die Experten erwarten, dass diese Roboter-Taxis in wichtigen Metropolen dann zügig das eigene Auto ersetzen werden - etwas das in USA aufgrund des dort unterentwickelten öffentlichen Nahverkehrs lange Zeit unvorstellbar schien.

3. Google Cloud-Plattform

Trotz aller Bedenken der Datenschützer gerade in Deutschland setzen sich cloud-basierte Technologien im Bereich der IT-Infrastrukturen unaufhaltsam mehr und mehr durch. Während die Medien vor allem den Zweikampf zwischen dem Marktführer Amazon Web Services (AWS) und Microsoft aktiv kommentieren, hat sich die Google Cloud Plattform den drittgrößten Marktanteil im boomenden IaaS-Markt (Infrastructure as a Service) gesichert.

Zukünftig werden immer mehr SaaS-Unternehmen (Software as a Service) auf Infrastruktur von Amazon, Microsoft oder eben Google setzen, um ihre Anwendungen als Service für die Endanwender in der Cloud verfügbar zu machen. AWS und Microsoft liefern sich mit Google erbitterte Preiskämpfe bei bislang vergleichbaren Angeboten.

Nun will sich Google zukünftig für seine Cloud-Dienste zunehmend auf die eigenen Möglichkeiten zur Datenanalyse und AI stützen. Ich gehe davon aus, dass man dadurch wesentliche Alleinstellungsmerkmale auch im Bereich Cloud-Services gegenüber Amazon und Microsoft anbieten kann. Das sollte helfen, die eigenen Marktanteile und vor allem Profitabilität weiter zu steigern.

Bewertung

Der Enterprise Value (EV) des Alphabet-Konzerns liegt aktuell bei ca. $550 Mrd. Wer sich jetzt wundert, dass ich nicht die Marktkapitalisierung zur Bewertung heranzieht, dem empfehle ich meinen Beitrag zur Einschätzung des Potentials einer Technologieaktie , um diesen wesentlichen Unterschied zu verstehen.

Bei Umsätzen von ca. $100 Mrd. beträgt das EV/Sales-Multiple von Alphabet also deutlich mehr als 5, das ist im historischen Vergleich relativ teuer, evtl. sogar zu teuer?

Das Kurs-Cashflow-Verhältnis beträgt mehr als 17, das Kurs-Gewinn-Vehältnis sogar über 35.

Ein Value-Investor wird sich schwer tun, zu diesen Kursen jetzt einzusteigen. Und tatsächlich würde mich eine Korrektur der Alphabet-Aktie in der Größenordnung von 20-30% im Zuge einer NASDAQ-Konsolidierung nicht überraschen.

Warum ich dennoch eingestiegen bin?

Leider kann ich eine Marktkorrektur vom Timing her nicht vorhersagen auch wenn ich sie kurz- oder mittelfristig erwarte. Ich bin aufgrund der äußerst aussichtsreichen Position von Alphabet in einigen der wichtigsten Zukunftsmärkten aber davon überzeugt, dass das Unternehmen mittel- und langfristig seinen Umsatz, Gewinn, und letztlich Enterprise Value noch erheblich steigern kann.

Ich rechne mit einem Wachstum von mindestens 15% auch in den kommenden 5 Jahren. Das wäre also ein Umsatz von $200 Mrd. bis 2022. Die Gewinnmargen sollten weiterhin bei mindestens 20% liegen, das wäre dann ein Gewinn von $40Mrd. bis 2022. Bei einem KGV von 25 würde sich dann ein Unternehmenswert von $1.000 Mrd. ergeben. Das ist also ein Potential von 80% für die kommenden 5 Jahren - errechnet bei m.E. relativ konservativen Annahmen.

Allerdings sollte sich jeder, der bei Alphabet zum jetzigen Zeitpunkt einsteigt, fragen, ob er bereit ist, zu evtl. niedrigeren Kurse nachzukaufen. Es kann in diesem Zusammenhang viel Sinn machen, im Zweifelsfall erstmal mit einer kleineren Position zu starten, um auf einen evtl. Nachkauf vorbereitet zu sein. Das gilt gerade nach den heftigen Kursbewegungen anlässlich der Quartalszahlen zum Q3, die ich hier in einem Alphabet Investor Update zusammengefasst habe.

Facebook oder Alphabet

Ein Leser hat mich kürzlich gefragt, ob ich eher in Facebook oder aber Alphabet investieren würde. Glücklicherweise muss ich mich nicht zwischen beiden entscheiden und kann in beide Konzerne investieren, denn ich bin überzeugt, dass beide auch langfristig zu den großen Gewinnern der Digitalen Transformation gehören werden.

Wenn Du meinen Artikel über Facebook - Kein Ende der Erfolgsstory in Sicht gelesen hast, dann weisst Du, dass die aktuelle Entwicklung des Cashflows von Facebook zumindest für einen Value-Investor wohl noch interessanter ist als die vergleichbaren Kennzahlen bei Alphabet. Im Zweifelsfall würde ich mich derzeit also wohl für Facebook entscheiden.

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