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Stefan Waldhauser

Der Tornado als Signal zum Einstieg


Die 5 wertvollsten Unternehmen der Welt sind aktuell Apple, Alphabet (Google), Microsoft, Amazon und Facebook mit einer Marktkapitalisierung zwischen $800 Mrd. und $460 Mrd. Es ist kein Zufall, dass die wertvollsten Unternehmen mittlerweile ALLE aus der High-Tech-Branche kommen. Denn diese Unternehmen haben das Leben der Menschen auf unserem Planeten in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich verändert.

Auch wenn Du vielleicht - wie auch ich - nicht alle diese Veränderungen gut findest: die Weiterentwicklungen unserer Gesellschaft sind i.d.R. technologiegetrieben, haben riesige neue Wertschöpfungen ermöglicht und unglaubliche Profite generiert - vor allem bei den Marktführern in ihrem Technologiebereich.

Die Digitale Transformation als Investmentchance

Ich hatte Euch vor einigen Wochen hier im Blog auf die große Bedeutung einer Anlagestrategie hingewiesen, siehe dazu den Beitrag "Welche Anlagestrategie verfolgst Du?". Sehr verschiedene Wege können zum Investment-Erfolg führen, aber ganz wichtig ist es für jeden Investor, sich zunächst über seine eigene Strategie klar zu werden und diese dann auch systematisch zu verfolgen.

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass auch in den nächsten Jahrzehnten die grösste Investmentchance darin liegt, sich relativ frühzeitig an denjenigen Unternehmen zu beteiligen, welche durch ihre disruptive Technologie die Digitale Transformation vorantreiben. Bei meiner Anlagestrategie des High-Tech Stock Picking geht es daher vor allem darum, diejenigen Unternehmen auszuwählen, welche das Potential haben, eine Branche mit wirklich bahnbrechenden Neuerungen zu verändern.

Du fragst Dich jetzt vielleicht, wie es möglich sein soll, aus den vielen börsennotierten Technologieaktien ausgerechnet diejenigen herauszufinden, welche die großen Gewinner der nächsten Jahrzehnte sein werden. Natürlich ist das keine triviale Aufgabe. Die gute Nachricht ist jedoch, dass man nicht blind jedem Hype hinterherlaufen und direkt nach dem IPO (Börsengang) kaufen muss, um an dieser Wertschöpfung wesentlich zu partizipieren.

In der Ruhe liegt die Kraft

Ich empfehle Dir, nach dem IPO eines aussichtsreichen High-Tech-Unternehmens grundsätzlich erstmal ca. 12 Monate abzuwarten, um die Unternehmens- und Marktentwicklung zu beobachten. Die ersten Quartale an der Börse sind für ein Tech-Unternehmen oft sehr hektisch und der Aktienkurs ist in dieser Zeit besonders schwankungsanfällig. Meist 6 Monate nach dem IPO dürfen Insider erstmals ihre vorbörslich erworbenen Aktien verkaufen was zu weiteren Kursturbulenzen führen kann. Ich beobachte diese Phase meist von der Seitenlinie aus. Es bleibt Dir also genug Zeit, um Informationen zu sammeln, über einen möglichen Kauf zu entscheiden und einen guten Einstiegszeitpunkt abzuwarten. Hektik war noch nie ein guter Ratgeber und schon viele angeblichen Highflyer haben sich wenige Quartale nach dem IPO als Rohrkrepierer erwiesen. Aktuell ist Snap m.E. so ein Beispiel eines zu Unrecht und mit viel Marketinggetöse zum Börsengang hochgejubelten Unternehmens.

Wer zunächst abwartete und dann 2 Jahre nach ihrem Börsengang in die o.g. Tech-Riesen investierte, der ist zwar wesentlich teurer eingestiegen als direkt nach dem IPO, konnte aber dennoch bei wesentlich niedrigerem Risiko bis heute die folgenden Gewinne mit einer Buy+Hold-Strategie erzielen:

Top5-Aktien

High-Tech-Aktien ticken anders

Leider gehorcht das Investieren in High-Tech etwas anderen Gesetzen als das Investieren in andere Branchen. Der klassische Ansatz des Value-Investing (siehe dazu z.B. den hervorragenden Intelligent Investieren - Blog von Michael C. Kissig) hat im High-Tech-Bereich noch niemals funktioniert. Denn die üblichen Kennzahlen wie z.B. das Kurs-Gewinn-Verhältnis sind im Tech-Sektor oftmals nicht brauchbar, da die interessantesten Unternehmen meist aus freien Stücken noch gar keine Gewinne generieren. Ihre Strategie ist i.d.R. zunächst mal auf die Eroberung von Marktanteilen in einem Zukunftsmarkt ausgerichtet und nicht auf die Gewinnerzielung. Auch ein Kurs-Buchwert-Verhältnis kann nicht sinnvoll zur Bewertung herangezogen werden, da das geistige Eigentum an der Technologie (IP = Intellectual Property) i.d.R. der wichtigste Vermögenswert ist, der aber meist nicht vernünftig in der Bilanz abgebildet ist.

Ein Value-Investor hätte daher wohl niemals in einer frühen Phase in die o.g. High-Tech-Riesen investiert, da nach klassischen Maßstäben diese Aktien stets überteuert und risikoreich erschienen. Erst in späteren Phasen - oft dann wenn das stürmische Wachstum abflacht - wandeln sich diese High-Growth-Unternehmen in regelrechte Gelddruckmaschinen. Und dann werden sie auch von den Value-Investoren für sich entdeckt. Sogar Warren Buffet ist ja seit wenigen Jahren in Apple investiert, obwohl High-Tech für ihn früher immer ein No-Go war.

Bist Du ein Value-Investor? Dann empfehle ich Dir dringend (auch wenn Du noch nie in High-Tech investiert warst) Dich mal mit den Zahlen von Facebook zu beschäftigen. Du wirst überrascht sein. Siehe dazu den Beitrag Facebook - Kein Ende der Erfolgsstory in Sicht.

Auf die Disruption kommt es an

Was High-Tech so speziell macht ist nicht die Technologie an sich. Du musst also kein Techie sein und Du musst schon gar nicht die Technologie im Detail zu verstehen, um erfolgreich in High-Tech investieren zu können. Es ist vielmehr die durch die Technologie ermöglichte Disruption einer Wertschöpfungskette, die den Unterschied macht. Disruption ist dabei nicht gleichzusetzen mit „normaler“ Innovation, es geht vielmehr um umwälzende Fortschritte, die neue Geschäftsmodelle ermöglichen und eine ganze Branche erschüttern können.

Schöne Beispiele dafür sind der PC, der z.B. die Tabellenkalkulation am heimischen Schreibtisch ermöglichte und Microsoft gross machte. Oder das Smartphone, welches das herkömmliche Mobiltelefon ablöste und Apple zum wertvollsten Unternehmen der Welt machte. Oder in jüngerer Zeit cloudbasierte Plattformen wie Uber und AirBnB. Diese wirbeln ganze Branchen wie die weltweite Taxizunft oder das Hotelgewerbe durcheinander mit ihren disruptiven Geschäftsmodellen, welche erst durch die Verfügbarkeit neuer Technologien möglich wurden.

In Technologie für den Massenmarkt investieren

Wenn eine solche Disruption passiert und eine neue Technologie ganz neue Produkt- oder Serviceangebote ermöglicht, dann reagieren Kunden unterschiedlich schnell auf die Veränderungen.

Recht gut verständlich wird dieses Verhalten von generell 5 unterschiedlichen Kundengruppen anhand des sogenannten "Technology Adoption Life Cycle“.

Da gibt es zunächst die Innovatoren (das sind die Techies ;-), die generell gerne mit neuen Technologien experimentieren. Danach versuchen die sogenannten Early Adopters (auch Visionäre genannt), die neuen Technologien einzusetzen, um für sich Wettbewerbsvorteile zu generieren.

Für mich als High-Tech-Investor sind diese beiden Phasen spannend zu beobachten, aber ich investiere i.d.R. an dieser Stelle noch nicht. Denn zu gross ist noch die Unsicherheit, ob sich eine neue Technologie wirklich am Markt etablieren kann. Viele Technologien kommen über dieses Stadium nie hinaus und scheitern an der Kluft (The Chasm), die es zu überwinden gilt bzgl. der Akzeptanz im breiten Markt.

Die Entstehung des Tornados

Besonders spannend wird es für mich dann, wenn die dritte Gruppe von Kunden (auch Early Majority oder Pragmatiker genannt) eine neue Technologie als wertvoll anerkennt und für sich adaptiert. Dies ist die Schwelle zum Massenmarkt. Wenn diese große Kundengruppe sich für eine neue Technologie entscheidet, dann folgt sie dem Herdentrieb. Plötzlich will jeder etwas tun was all die anderen auch tun. Dieser Herdentrieb generiert dann einen dramatischen Anstieg der Nachfrage nach der neuen Technologie. Es entsteht ein „Tornado“, in der Hyper-Growth-Unternehmen über Jahre hinweg rasant wachsen können mit Raten von 40% p.a. oder mehr. Idealerweise investiere ich möglichst früh in dieser Phase der Marktentwicklung.

Die Kaufbereitschaft der "Early Majority" ist also für mich das Zeichen zum Einstieg.

Falls Du Dich für die Theorie interessiert, die hinter dieser Investment-Strategie steckt, so kann ich Dir die Klassiker von Geoffrey Moore empfehlen: "Crossing the Chasm", "Inside the Tornado" und "The Gorilla Game". Diese Bücher sind alle schon vor der Jahrtausendwende geschrieben aber m.E. zumindest in ihren Grundzügen auch heute noch so aktuell wie nie zuvor.

Was nun?

Heisst das nun, Du solltest High-Tech-Unternehmen mit Produkten an der Schwelle zum Massenmarkt kaufen egal um welchen Preis?

Nein das heisst es sicherlich nicht.

Ich habe aus gutem Grund z.B. Tesla nicht im Portfolio - denn das Unternehmen war mir schlichtweg immer zu teuer und ist auch heute m.E. völlig überbewertet auch wenn ich höchsten Respekt vor Elon Musk habe und die Tesla-Produkte mich begeistern.

Es gibt durchaus einen fairen Wert von High-Tech-Unternehmen. Allerdings muss man den etwas anders abschätzen als vom üblichen Value-Investing vielleicht gewohnt. Wie Du diesen fairen Wert dennoch einschätzen kannst, das liest Du hier im zweiten Teils dieser Blogserie:

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