Nutanix - das Betriebssystem für die hybride Cloud
Heute will ich Euch mit Nutanix ein noch junges US-Unternehmen aus dem Silicon Valley vorstellen, das erst in 2009 gegründet wurde und dann einen kometenhaften Aufstieg hinlegte bis zum IPO (Börsengang) im September 2016. Nach einem anfänglichen Hype um das Unternehmen kam es zu einer enttäuschenden Kursentwicklung bis Mitte 2017. In diesem Artikel beschreibe ich, warum ich in der vergangenen Woche dennoch erstmals in Nutanix investiert habe. Denn es spricht vieles dafür, dass das Unternehmen in einigen Jahren wesentlich wertvoller sein dürfte als es heute ist.
Das Unternehmen
Nutanix ist ein Infrastrukturanbieter für den Aufbau und die Modernisierung von Rechenzentren. Es ist nicht einfach, das Geschäftsmodell von Nutanix einem klassischen IT-Segment zuzuordnen. Denn das Nutanix-Produkt ist eine ziemlich einzigartige Mischung aus Hardware und Software. Einerseits vereint Nutanix in einem Stück Hardware (einer „Appliance“) ehemals getrennte Komponenten wie Storage (Speicher) und Compute (Rechenleistung). Andererseits ist gerade die eigene Steuerungssoftware das wichtigste Alleinstellungsmerkmal und sozusagen die „Secret Sauce“ des Unternehmens. Denn damit wird die Skalierung und der Betrieb von ehemals komplexer Infrastruktur eines Rechnzentrums drastisch vereinfacht. Gerade die Nutanix-Software soll zukünftig mehr und mehr den Wachstumsmotor des Nutanix-Geschäftes bilden.
Die Erfolge des Unternehmens sind beeindruckend. So nutzen schon heute über 7.000 Unternehmenskunden die Nutanix-Produkte weltweit. Über 400 dieser Kunde haben mehr als $1Mio. ausgegeben für ihre Nutanix-Produkte.
In diesem 3-minütigen Video stellt der Gründer und CEO (in englisch) sein Unternehmen vor:
Die hybride Cloud
IT-Abteilungen weltweit sind vor allem aus Kostengründen damit beschäftigt, möglichst schnell möglichst viele Anwendungen in die (public) Cloud zu verlagern - also die großen Cloud-Anbieter wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft oder Google zu nutzen. Dabei müssen die Kunden feststellen, dass es aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, die internen Rechenzentren (on-premises) komplett aufzulösen. Der Hype bzw. Irrglaube um die public Cloud, die angeblich alle IT-Probleme verschwinden lässt, löst sich aktuell auf und an dieser Stelle kommt Nutanix ins Spiel mit ihrer „Enterprise Cloud Platform“.
Diese verspricht eine hybride Cloud-Infrastruktur, welche alle Vorteile der public Cloud verbindet mit den einzigartigen Vorteilen wie der Sicherheit und den Kontrollmöglichkeiten des eigenen Rechenzentrums. Die Vision von Nutanix ist es, ein einziges Betriebssystem anzubieten für die hybride Cloud, bei dem je nach Bedarf kunden-eigene Ressourcen (on-premises) zusammen mit gemieteten Kapazitäten (angeboten in Partnerschaft mit Google) genutzt werden können.
Co-petiton - Wettbewerb mit Partnern
Die Wettbewerber von Nutanix sind in erster Linie die klassischen Infrastruktur- und Storageanbieter wie HPE, Dell, und Pure Storage auf der einen Seite und VMWare auf der Softwareseite. Angeblich sind die Nutanix-Produkte dem Wettbewerb derzeit deutlich überlegen vor allem in Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit. Der Erfolg am Markt spricht für sich. So gibt es sogar mit einigen Wettbewerbern wichtige OEM-Vereinbarungen z.B mit Dell, Cisco, Lenovo und sogar IBM. D.h. diese Hersteller verkaufen Nutanix-Produkte unter ihrem eigenen Namen was einem Ritterschlag gleichkommt. In ihrem Softwarebereich ist Nutanix weltweit führend gemeinsam mit VMWare, die nach der Übernahme von EMC nun zu Dell gehören. Die Wettbewerber sind also oftmals gleichzeitig Partner. "Co-petition" heisst das dann in der Fachsprache - und diese Partnerschaft unter Wettbewerbern ist in der komplexen IT-Welt tatsächlich nichts ungewöhnliches.
Die Kunden
Der Umsatz wurde von Nutanix in dem im Juli abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/2017 um 72% gesteigert auf $767 Mio. Das ist natürlich ein beeindruckendes Wachstum. Die Anzahl der Kunden ist sogar noch stärker gewachsen innerhalb der letzten 12 Monate um 87%. Diese grosse Zahl von Neukunden ist besonders interessant. Denn Du solltest bedenken, dass typischerweise ein neuer Nutanix-Kunde bei nachfolgenden Anschlusskäufen im Laufe der Zeit noch zusätzlich 3-mal mehr Umsatz bei Nutanix generiert als bei seinem initialen Kauf. Das weitere Wachstum mit der bestehenden Kundenbasis sollte also vorprogrammiert sein, zumal 90% der Kunden die Nutanix-Produkte weiterempfehlen würden. Dieser Wert für den sogenannten "Net Promoter Score" ist im Branchenvergleich überragend gut.
Die aktuelle Lage
Wie fast alle dermassen schnell wachsenden High-Tech-Werte ist Nutanix noch nicht profitabel. In ihrem Businessplan geht es dem Unternehmen wie im Silicon Valley üblich zunächst mal darum, das Umsatzwachstum zu maximieren und möglichst große Marktanteile in einem Zukunftsmarkt zu erobern. Bei dieser Strategie bleibt dann (nicht nur bei Nutanix) die kurzfristige Profitabilität auf der Strecke. Viel wichtiger als der ausgewiesene Gewinn ist in dieser Phase der Unternehmensentwicklung ohnehin ein positiver Cashflow, um eine Verwässerung der Aktionäre durch eine weitere Kapitalerhöhung möglichst zu vermeiden. Das scheint Nutanix zu gelingen, der operative Cashflow war zumindest im abgelaufenen Quartal im leicht positiven Bereich. Dem gegenüber steht aktuell aufgrund des erfolgreichen IPOs ein komfortabler Cash-Bestand von $349 Mio. Es wird also zumindest kurzfristig kein zusätzliches Kapital für den weiteren Aufbau des operativen Geschäftes mehr benötigt.
Der Investment Case
Die Nutanix-Aktie notierte kurz nach dem IPO im September 2016 bei fast 40$ und ist dann bis Juni 2017 auf unter 15$ abgestürzt. Der Grund war wohl vor allem die Tatsache, dass etliche Analysten das Unternehmen als Hardwareanbieter im Bereich Storage klassifiziert und entsprechend niedrig bewertet hatten. Nun scheint sich am Markt mehr und mehr die Erkenntnis durchzusetzen, dass die Wertschöpfung durch die Nutanix-Produkte vor allem in der verwendeten Software liegt. Softwarefirmen werden jedoch an der Börse von jeher weit höher bewertet als Hardwarehersteller. Das ist auch gerechtfertigt aufgrund der wesentlich besseren Skalierbarkeit der softwarebasierten Geschäftsmodelle.
Die Bewertung
Der um die Cash-Position bereinigte Unternehmenswert von Nutanix beträgt aktuell bei Kursen um 23$ ca $3,3 Mrd, das entspricht in etwa dem 3-fachen des erwarteten Umsatzes im gerade angelaufenen Geschäftsjahr 2017/2018. Das klingt zunächst mal wie ein stolzer Preis für einen Hardwarehersteller. Die Bewertung wird aber relativiert durch die zügige Entwicklung von Nutanix in das Softwaresegment. Ich gehe derzeit davon aus, dass Nutanix den Umsatz bis 2022 auf $3-4 Mrd. steigern kann. Sollte Nutanix dann vorwiegend als Softwareunternehmen agieren (wovon ich ausgehe), dann ist bis 2022 ein fairer Unternehmenswert von ca $10 Mrd. sicher nicht zu hoch gegriffen. Unter dem Strich ist Nutanix also m.E. eine 200%-Chance auf Sicht von 5 Jahren.
Nutanix als Übernahmekandidat
Ob Nutanix allerdings unabhängig bleibt bis 2022 darf man zumindest bezweifeln. Denn für die High-Tech-Riesen wie IBM oder Cisco könnte der Partner Nutanix auch schnell zum Übernahmekandidat werden. Ich denke jedoch, dass dies für die Nutanix-Aktionäre zumindest derzeit uninteressant wäre. Es sei denn es wird ein wirklich strategischer Preis aufgerufen, der deutlich über den heutigen Aktienkursen liegt. Denn die Chance für Nutanix-Aktionäre ist durchaus da, dass das Unternehmen selbst zu einem High-Tech-Riesen heranwächst in den nächsten 10-20 Jahren.
Wie auch immer: Ich habe in der vergangenen Woche erstmals in Nutanix investiert und die Aktie in mein High-Tech Stock Picking wikifolio aufgenommen.